
Die doppelte Realität der Inflation – PCE-Daten zeigen eine Rate von 2,1 %, während Verbraucher deutlich höhere Preissteigerungen spüren
Doppelte Inflationsrealität: PCE-Daten zeigen 2,1 %, während Verbraucher viel höheren Preisdruck spüren
Ein bedeutender Meilenstein wurde am Freitag erreicht, als die neuesten Inflationsdaten des US-Handelsministeriums dem lang ersehnten Ziel der US-Notenbank Federal Reserve näherkamen. Dies könnte die Voraussetzungen für einen geldpolitischen Kurswechsel schaffen, auch wenn sich am Wachstumshorizont dunkle Wolken zusammenbrauen.
Der Preisindex für persönliche Konsumausgaben (PCE) – das von der Fed bevorzugte Inflationsmaß – fiel im April auf 2,1 % im Jahresvergleich, nach 2,3 % im März. Die Kernrate ohne Nahrungsmittel und Energie sank auf 2,5 % und erreichte damit den niedrigsten Stand seit Anfang 2021. Beide Messgrößen stiegen Monat zu Monat nur um 0,1 %, übertrafen damit die Erwartungen der Ökonomen und lieferten überzeugende Beweise dafür, dass der Disinflationstrend intakt bleibt.
Die Wahrnehmungslücke: Warum sich 2,1 % Inflation wie 5 % anfühlen
Während Ökonomen und Politiker die sich verbessernden Inflationsdaten feiern, besteht im Alltag der Menschen eine ernüchternde Realität. Die Umfrage der New York Fed zu den Konsumentenerwartungen zeigt, dass die mittleren Inflationserwartungen für die nächsten zwölf Monate im April stabil bei 3,6 % lagen – ganze 1,5 Prozentpunkte über dem tatsächlichen PCE-Wert.
Noch besorgniserregender ist, dass die Dreijahres-Inflationserwartungen im April tatsächlich um 0,2 Prozentpunkte auf 3,2 % anstiegen und damit den höchsten Stand seit Juli 2022 erreichten. Dies deutet darauf hin, dass Verbraucher die aktuellen niedrigen Inflationswerte eher als vorübergehend denn als strukturell ansehen.
„Die Kategorien, die im täglichen Leben am wichtigsten sind, weisen weitaus höhere Inflationsraten auf als die aggregierten Indizes“, erklärte ein Verbraucherökonom eines führenden Forschungsinstituts. „Die Kosten für medizinische Versorgung werden laut den Verbrauchern selbst im nächsten Jahr voraussichtlich um 8,7 % steigen, die Studienkosten um 9,1 % und die Mieten um 9,0 %.“
Diese Diskrepanz erklärt, warum die Inflation trotz verbesserter offizieller Zahlen ein politisch heißes Eisen bleibt. In Kombination mit sich verschlechternden Erwartungen an das Einkommenswachstum – die im April auf 2,6 % fielen, den niedrigsten Wert seit April 2021 – ist die finanzielle Belastung, die viele Haushalte spüren, sehr real.
Der Erfolg, der nicht offen gefeiert wird
Hinter verschlossenen Türen im Eccles Building dürften sich Fed-Vertreter vorsichtigen Optimismus erlauben. Nachdem sie den aggressivsten Straffungszyklus seit Jahrzehnten orchestriert haben, scheint ihre Strategie Früchte zu tragen – wenn auch weiterhin erhebliche Kollateralschäden möglich sind.
„Die Superkernrate des PCE liegt nun bei einer annualisierten Dreimonatsrate von 2,3 %, einen ganzen Prozentpunkt unter dem Durchschnitt von 2024“, bemerkte ein leitender Ökonom eines großen Finanzinstituts an der Wall Street. „Das ist genau die Verlangsamung, die die Fed sehen musste, bevor sie Zinssenkungen in Betracht zieht.“
Die Daten offenbaren ein nuancierteres Bild der amerikanischen Wirtschaftslage, als die offiziellen Zahlen vermuten lassen. Die persönlichen Einkommen stiegen im April um 0,8 % und übertrafen damit den moderaten Anstieg der Konsumausgaben um 0,2 %. Dies deutet darauf hin, dass Haushalte Sparpolster wieder aufbauen und bei Käufen mehr Diskretion walten lassen – eine Verhaltensänderung, die selbst zu disinflationärem Druck beiträgt.
Arbeitsmarkt: Die kontrollierte Verlangsamung
Der Arbeitsmarkt – einst überhitzt – setzt seinen vorsichtig orchestrierten Abstieg fort. Die Zahl der offenen Stellen ist auf 7,2 Millionen gesunken, 901.000 weniger als im Vorjahr. Die Kündigungsrate verharrt stabil bei 2,1 % und bestätigt das „Great Stay“-Phänomen, bei dem Arbeitnehmer zunehmend an ihren aktuellen Positionen festhalten, anstatt anderswo höhere Löhne zu jagen.
Dennoch gibt es weiterhin widersprüchliche Signale. Die Lohnstückkosten stiegen im ersten Quartal um 5,7 %, was einen Anstieg der Stundenlöhne um 4,8 % widerspiegelt – eine Zahl, die typischerweise Alarmglocken läuten lassen würde. Der Employment Cost Index (ECI) – von vielen Experten als überlegenerer Messwert angesehen – blieb jedoch mit einem vierteljährlichen Wachstum von 0,9 % stabil, was darauf hindeutet, dass der Lohndruck sich stabilisieren könnte.
„Der ECI erfasst zusammensetzungsbedingte Effekte, die Lohnstückkosten (ULC) einfach nicht abbilden können“, erklärte ein erfahrener Arbeitsmarktökonom. „Das Lohnwachstum liegt bei etwa 3,25 %, was weitgehend mit einer Inflation von 2 % vereinbar ist. Wenn die Kündigungsrate unter 2 % fällt, können wir die Lohn-Preis-Spirale effektiv für beendet erklären.“
Die Umfrage der New York Fed zeigt, dass sich verschlechternde Arbeitsmarkterwartungen die Inflationssorgen verschärfen, wobei Haushalte geringere Erwartungen sowohl an das Einkommenswachstum als auch an die Jobaussichten melden. Diese unsichere Arbeitsmarktaussicht lässt alle Preiserhöhungen für Verbraucher, die bereits finanziell unter Druck stehen, belastender wirken.
Immobilien: Der Inflationsanker
Die Wohnkosten bleiben ein besonderer Schmerzpunkt und helfen, die Lücke zwischen offiziellen Statistiken und der Verbraucherstimmung zu erklären. Die Wohnkosteninflation liegt weiterhin bei 4 % jährlich und damit deutlich über der Gesamtinflation. Da Wohnen für die meisten Haushalte die größte Ausgabe darstellt, hat dies einen überproportionalen Einfluss auf die Inflationswahrnehmung.
Verbraucher erwarten im kommenden Jahr ein Immobilienpreiswachstum von 3,3 % und steigende Hypothekenzinsen. Da die festen 30-jährigen Hypothekenzinsen bereits bei 6,89 % liegen – dem höchsten Stand seit Februar – prägen Erschwinglichkeitsbeschränkungen weiterhin sowohl den Immobilienmarkt als auch die Inflationserwartungen.
Das geldpolitische Paradox: Straff, aber noch nicht spürbar
Die aktuelle geldpolitische Landschaft stellt ein Rätsel dar. Während der Leitzins (Federal Funds Rate) seit Mai bei 4,25-4,50 % liegt, beträgt der