UBS plant Verkauf der O'Connor Hedgefonds-Einheit an Cantor Fitzgerald in strategischem Schritt zur Kapitalentlastung

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Startup Schoggi
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UBS-Cantor O'Connor Deal: Eine strategische Neuordnung, die die Hedgefonds-Landschaft neu definieren könnte

In den glänzenden Büros an der Zürcher Bahnhofstrasse erwägen Führungskräfte der UBS etwas, das noch vor wenigen Jahren undenkbar gewesen wäre: die Trennung von O'Connor, der traditionsreichen Hedgefonds-Einheit, die über drei Jahrzehnte Teil des Schweizer Bankriesen war. Laut einem Bericht von Bloomberg vom 8. Mai befindet sich die UBS Group AG in fortgeschrittenen Verhandlungen, O'Connor an Cantor Fitzgerald LP zu verkaufen. Dieser Deal könnte die Wettbewerbsdynamik in der Landschaft der alternativen Investments neu gestalten.

Die potenzielle Transaktion, die als Umsatzbeteiligungsvereinbarung zwischen den beiden Finanzinstituten strukturiert ist, stellt mehr als nur einen routinemäßigen Vermögensverkauf dar. Sie verkörpert den Höhepunkt des regulatorischen Drucks nach der Credit Suisse-Übernahme, die strategische Abkehr der UBS von kapitalintensiven Geschäftsfeldern und die ehrgeizigen Expansionspläne eines neu aufgestellten Cantor Fitzgerald unter der Führung von Brandon Lutnick.

"Es ist ein Barometer für den Rückzug des europäischen Bankwesens aus alternativen Anlagen und den Aufstieg spezialisierter Akteure, die bereit sind, regulatorische Komplexität für die richtigen Vermögenswerte zu übernehmen", erklärte ein erfahrener Investmentbanking-Analyst, der die Verhandlungen verfolgt.

Das Kapital-Diktat: UBS im regulatorischen Engpass

Die Verhandlungen finden vor dem Hintergrund zunehmenden regulatorischen Drucks auf die UBS statt. Nach der Notübernahme der Credit Suisse im Jahr 2023 arbeiten die Schweizer Finanzaufsichtsbehörden an einem "Swiss Finish" für globale Bankregeln, der von der UBS verlangen könnte, ihre Auslandsgesellschaften vollständig mit Eigenkapital zu finanzieren – was möglicherweise zusätzliche Kapitalanforderungen von bis zu 25 Milliarden US-Dollar bedeuten könnte.

"Der Zeitpunkt ist kaum zufällig", bemerkte ein ehemaliger Schweizer Finanzaufseher, der mit den anstehenden Anforderungen vertraut ist. "Wenn man mit einem Kapitalmangel von 25 Milliarden US-Dollar konfrontiert ist, wird jedes Geschäftsfeld unter dem Gesichtspunkt des Verbrauchs von regulatorischem Kapital geprüft, statt nur unter dem der reinen Rentabilität."

Für die UBS stellt das Abstoßen von O'Connor eine elegante Lösung für ein dringendes Problem dar. Der Deal könnte die risikogewichteten Aktiva der Bank deutlich reduzieren und eine geschätzte Verbesserung ihrer CET1-Quote um 25-30 Basispunkte bewirken – was einer Entlastung beim regulatorischen Kapital von etwa 4-6 Milliarden US-Dollar entspricht.

Geprüfte Dokumente deuten darauf hin, dass die UBS seit der Integration der Credit Suisse ihr Geschäftsportfolio methodisch bewertet hat und dabei diejenigen priorisiert, die niedrigere Renditen auf das eingesetzte Kapital erzielen. O'Connor wurde trotz seiner traditionsreichen Geschichte und 16,5 Milliarden US-Dollar an regulatorischen verwalteten Vermögenswerten zu einem natürlichen Kandidaten für eine Veräußerung, wenn man es an diesen neuen Parametern misst.

Cantors aggressive Wachstumsstrategie trägt Früchte

Auf der anderen Seite des Verhandlungstisches betrachtet Cantor Fitzgerald die Übernahme von O'Connor als eine transformative Chance. Unter Brandon Lutnick, Sohn des ehemaligen CEOs und aktuellen US-Handelsministers Howard Lutnick, verfolgt das Unternehmen eine aggressive Expansionsstrategie, die es zunehmend als mehr als nur einen Broker für festverzinsliche Wertpapiere positioniert.

Der April 2025 erwies sich als besonders aktiv für Cantor. Das Unternehmen vereinbarte die Übernahme des Großhandels-Market-Making-Geschäfts von Canaccord Genuity in den USA und startete eine ehrgeizige Krypto-Initiative im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar mit Partnern wie Tether und SoftBank.

"Cantor verfolgt eine sorgfältig abgestimmte Strategie zur Diversifizierung über seine traditionellen Stärken hinaus", erklärte ein erfahrener Kapitalmarktberater, der das Unternehmen beraten hat. "Die Aufnahme von O'Connor verdoppelt sofort ihre Drittvermögensbasis und bietet ihnen eine Multi-Strategie-Hedgefonds-Plattform, unterstützt durch 40 Jahre Market-Making-Expertise und 20 Jahre Erfahrung im Hedgefonds-Management."

Die Übernahme wäre ein bedeutender Coup für Cantor und würde sofort Glaubwürdigkeit im wettbewerbsintensiven Bereich der Multi-Strategie-Alternativen schaffen. O'Connors Spezialisierung auf Relative-Value- und Risikomanagement-Strategien ergänzt Cantors bestehende Stärken bei festverzinslichen Wertpapieren und seine neueren Unternehmungen im Bereich Kryptowährungen.

Die Struktur des Deals offenbart strategische Raffinesse

Die in Erwägung gezogene Umsatzbeteiligungsstruktur offenbart einen hochentwickelten Ansatz für die Bewertung und Risikoverteilung zwischen den Parteien. Im Rahmen dieser Vereinbarung würde die UBS sofortige Erlöse erhalten, während sie über eine fortlaufende Umsatzbeteiligung weiterhin an der zukünftigen Performance von O'Connor beteiligt bleibt.

"Diese Struktur findet für beide Seiten eine geschickte Lösung", bemerkte ein Partner in einer großen Anwaltskanzlei, die auf M&A im Bereich Vermögensverwaltung spezialisiert ist. "UBS erhält sofortige Kapitalentlastung mit potenziellem Aufwärtspotenzial, während Cantor eine angesehene Plattform erwirbt, ohne seine Bilanz zu überdehnen."

Branchenkenner vermuten, dass das Umsatzbeteiligungsmodell bei Transaktionen von Managern alternativer Vermögenswerte zunehmend üblich werden könnte, insbesondere in einem Umfeld, in dem Bewertungs-Multiplikatoren unter Druck bleiben und Käufer Schutz vor Franchiserisiken suchen.

Einige Kritiker bezweifeln jedoch, ob die UBS nicht zu billig verkauft. "Wenn die UBS sich mit weniger als dem 1,0-fachen der laufenden Managementgebühren zufriedengibt, obwohl der Branchenstandard 1,2 bis 1,5 beträgt, geben sie im Wesentlichen die Optionalität der Performance-Gebühren auf", warnte ein Portfoliomanager bei einer europäischen Investmentfirma. "Das würde an Notverkäufe während früherer Finanzkrisen erinnern."

Kulturelle Integration: Die versteckte Herausforderung

Über die finanziellen Aspekte hinaus birgt die mögliche "Hochzeit" von O'Connor und Cantor Fitzgerald erhebliche kulturelle Herausforderungen. Die Hedgefonds-Einheit, die 1977 in Chicago von Edmund und William O'Connor gegründet wurde, pflegt eine forschungsgetriebene Kultur, die sich durch die Übernahme durch die Schweizer Bankgesellschaft (Swiss Bank Corporation) im Jahr 1992 und die anschließende Gründung der UBS im Jahr 1998 entwickelte.

"Hier scheitern viele Finanzdeals", warnte ein erfahrener Hedgefonds-Berater. "Die DNA von O'Connor basiert auf quantitativer Forschung und Relative-Value-Trading – eine potenziell ungünstige Kombination mit Cantors traditioneller Brokerage-Kultur und jüngsten Krypto-Unternehmungen."

Die größte Sorge für beide Parteien ist die Mitarbeiterbindung. Im hart umkämpften Multi-Strategie-Hedgefonds-Bereich erhalten Portfoliomanager außergewöhnliche Vergütungen, wobei Top-Talente oft 2-20 Millionen US-Dollar jährlich verdienen. Branchenbeobachter spekulieren, dass konkurrierende Firmen, insbesondere die dominierenden "großen Vier" Citadel, Millennium, Point72 und Balyasny, bereits Rekrutierungsbemühungen vorbereiten

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