Quantum Systems wird Deutschlands erstes Verteidigungstechnologie-Einhorn 2025 nach 160 Millionen Euro Finanzierungsrunde

Von
Ursala Meinl
6 Minuten Lesezeit

Ein Blick auf den Aufstieg von Quantum Systems: Deutschlands erstes Verteidigungs-Unicorn 2025 und die Revolution der europäischen Drohnentechnik

Während Krieg, KI und Autonomie das Schlachtfeld neu gestalten, schreibt ein bayerisches Start-up die Regeln der Verteidigungstechnologie neu. Mit frischem Kapital in Höhe von 160 Millionen Euro und einer Bewertung von über 1 Milliarde Euro ist Quantum Systems kein einfacher Nischen-Innovator mehr – es entwickelt sich zum europäischen Champion für taktische Drohnen.


Ein Drohnenhersteller im Zentrum von Europas Umdenken bei der Verteidigung

MÜNCHEN – In einem unscheinbaren Industriepark außerhalb Münchens testen Ingenieure von Quantum Systems elegante Starrflügler-Drohnen, die eher wie futuristische Segelflugzeuge aussehen als wie Kriegswaffen. Einige starten senkrecht und schweben; andere schießen in geräuschlosen Bögen nach vorn. Unter ihrer Kohlefaser-Außenhülle verbergen sich Algorithmen, die auf Tausenden von Kampfeinsätzen in der Ukraine trainiert wurden, KI-gesteuerte Edge-Prozessoren und Hybridantriebe, die für eine lange Einsatzdauer auf dem Schlachtfeld optimiert sind.

So war das Unternehmen 2021 noch nicht.

Quantum Systems wurde 2015 vom ehemaligen Bundeswehrpiloten Florian Seibel gegründet und begann als Agrar-Technologie-Firma. Doch nach der umfassenden russischen Invasion in der Ukraine Anfang 2022 vollzog das Unternehmen eine aggressive Kehrtwende hin zur Verteidigung – eine Verlagerung, die es nun ins Rampenlicht der europäischen Geopolitik, der globalen Verteidigungslieferketten und der Venture-Capital-Märkte katapultiert hat.

Heute schloss Quantum Systems eine Series-C-Finanzierungsrunde über 160 Millionen Euro ab und überschritt damit die 1-Milliarde-Euro-Bewertungsgrenze. Es ist das erste deutsche Unternehmen im Jahr 2025, das diesen Meilenstein erreicht – und erst das zweite Verteidigungs-Start-up in der Geschichte des Landes.

„Verteidigung ist jetzt ein strategisches Feld für europäisches Venture Capital“, sagte ein Berliner Investor, der mit der Finanzierungsrunde vertraut ist. „Der Erfolg von Quantum sendet eine klare Botschaft: Europa lagert seine Drohnenbedürfnisse nicht länger an die USA oder China aus.“


Vom Kurswechsel zum Schwergewicht: Die Reise eines Start-ups durch Konflikt und Kapital

Das Ausmaß der Transformation von Quantum Systems lässt sich kaum überschätzen. In nur drei Jahren ist der Umsatz des Unternehmens von 20 Millionen Euro auf 110 Millionen Euro im Jahr 2023 gestiegen, mit Prognosen von über 200 Millionen Euro für 2024. Das Unternehmen produziert jetzt jährlich bis zu 4.000 Drohnen und beliefert militärische Kunden in Deutschland, der Ukraine, den Vereinigten Staaten, Spanien, Australien und Neuseeland.

Ein Großteil der Dynamik wird durch seine Flaggschiff-Drohne angetrieben, die Vector AI – eine hybride eVTOL-Plattform, die zum senkrechten Start, zum Flug im Starrflügler-Modus und zu über 180 Minuten Flugzeit fähig ist. Das eigentliche Unterscheidungsmerkmal liegt jedoch in der Software: einer integrierten künstlichen Intelligenz, die Navigation, Erkennung von Bedrohungen und Datenverarbeitung im Einsatzgebiet automatisiert und so die Belastung für die Bediener minimiert.

„Sie bauen nicht nur Drohnen – sie bauen fliegende Computer mit Schlachtfeld-Intelligenz“, bemerkte ein mit der NATO verbundener Analyst. „Und sie haben im echten Kampf gelernt, nicht in Simulationen.“

Quantums schnelles Wachstum war strategisch geplant, nicht chaotisch. Das Unternehmen erwarb den deutschen Helikopter-Drohnenhersteller Airrobot und die britischen Aktivitäten von Nordic Unmanned, um Produktion und Talente zu bündeln. Es beschäftigt nun über 550 Mitarbeiter an Standorten in Deutschland, Rumänien, der Ukraine und Australien.


Das größere Bild: Europas Wettlauf um den Aufbau eines eigenen Anduril

Der Aufstieg von Quantum Systems ist kein Einzelfall. Er ist Teil einer breiteren Beschleunigung der europäischen Verteidigungsinnovation, die sowohl durch Dringlichkeit als auch durch Politik vorangetrieben wird.

Der europäische Markt für Verteidigungsdrohnen – bewertet mit fast 8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2024 – soll bis 2034 mit einer rasanten jährlichen Wachstumsrate von 27 % wachsen und damit globale Durchschnittswerte übertreffen. Mit über 5,2 Milliarden US-Dollar an Venture Capital, das 2024 in Verteidigungstechnologie investiert wurde, und dem Europäischen Verteidigungsfonds der EU mit 1 Milliarde Euro zur Förderung der grenzüberschreitenden Beschaffung, erhalten Start-ups wie Quantum sowohl Marktchancen als auch politische Unterstützung.

Das portugiesische Unternehmen Tekever, das KI-gestützte Marinedrohnen baut, überschritt in diesem Jahr ebenfalls die Unicorn-Schwelle. Das Unternehmen plant, in den nächsten fünf Jahren 400 Millionen Pfund in seine britischen Aktivitäten zu investieren – ein Signal dafür, dass dies keine Blase, sondern eine strukturelle Neuausrichtung ist.

„Wir treten in eine Ära des kontinuierlichen Wettbewerbs ein, nicht des episodischen Krieges“, sagte ein Londoner Verteidigungsinvestor. „Diese Realität ist in den Verteidigungshaushalten – und in den Bewertungen von Unternehmen wie Quantum und Tekever – verankert.“


Das Wettbewerbsumfeld: Wie Quantum global dasteht

Während der globale Markt für Militärdrohnen weiterhin von US-Giganten wie Northrop Grumman (mit 11 Milliarden US-Dollar Umsatz aus unbemannten Flugzeugen im Jahr 2023) dominiert wird, ist die Nische der taktischen Aufklärungs- und Überwachungsdrohnen (ISR) – unbewaffnete, kleine bis mittelgroße Drohnen unter 250.000 US-Dollar pro Einheit – immer noch ein umkämpfter Bereich.

Der entscheidende Vorteil von Quantum liegt in drei Bereichen:

  1. Architektur: Das hybride Starrflügler-VTOL-Design ist selten und bietet sowohl große Reichweite als auch senkrechten Start ohne Startvorrichtungen oder Landebahnen.
  2. KI-Integration: Die Echtzeit-, Edge-basierte Verarbeitung an Bord der Drohnen ermöglicht schnellere, autonomere Entscheidungen – entscheidend in umkämpften Lufträumen.
  3. Exportfähigkeit: Im Gegensatz zu US-amerikanischen oder chinesischen Plattformen, die durch ITAR-Bestimmungen oder politische Belastungen eingeschränkt sind, bieten Quantums Drohnen EU-Verbündeten eine souveräne, NATO-kompatible Lösung.

Zu den Wettbewerbern gehören Anduril, Helsing und Skydio. Aber Quantum ist derzeit das einzige Unternehmen mit sowohl realer Kampferfahrung als auch vollständiger EU-Produktion.

Dennoch ist der Weg nach vorne nicht ohne Risiken.


Skalierung ist nicht einfach: Lieferketten, Geopolitik und Export-Engpässe

Das Wachstum von Quantum Systems wird an mehreren Fronten auf die Probe gestellt.

1. Produktions- und Komponentenbeschränkungen

Mit Plänen, bis 2026 jährlich über 5.000 Einheiten zu produzieren, muss das Unternehmen die Präzisionsfertigung ohne Engpässe skalieren. Anfälligkeiten in den Lieferketten – von KI-Chips bis hin zu Lithiumbatterien – könnten die Dynamik bremsen.

„Jede Unterbrechung bei Halbleitern oder Avionik verzögert Zeitpläne um Monate“, warnte ein Beschaffungsbeamter in Spanien. „Besonders bei KI-Modulen, die aus einer fragilen globalen Lieferbasis bezogen werden.“

2. Regulatorische Hürden

Während Quantum nicht an die US-amerikanischen ITAR-Kontrollen gebunden ist, stellen die EU-Exportgesetze und Rahmenwerke für die Klassifizierung von Dual-Use-Gütern immer noch Hürden dar – insbesondere in Nicht-NATO-Märkten wie Lateinamerika oder Südostasien.

3. Strategische Anfälligkeit

Als Unternehmen mit einem einzigen Gründer, das auf Verteidigungsaufträge angewiesen ist, die an aktive Konflikte gebunden sind, ist das Risikoprofil von Quantum nicht unerheblich. Eine diplomatische Lösung in der Ukraine oder Budgetumschichtungen in Berlin könnten die kurzfristige Nachfrage dämpfen.


Jenseits des Schlachtfelds: Kann Quantum auch in zivilen Sektoren erfolgreich sein?

Während Quantums Fähigkeiten im Verteidigungsbereich nun unbestreitbar sind, bleiben die Versprechungen für eine zivile Doppelnutzung ein Ziel. Das Unternehmen nennt Anwendungsfälle im Bergbau, in der Energieinfrastruktur und bei der Katastrophenhilfe, aber dies sind bestenfalls frühe Pilotprojekte.

Tekever hat hier mehr Fortschritte gemacht, mit der Europäischen Agentur für Seeverkehrssicherheit und dem britischen Innenministerium als wiederkehrenden Kunden.

„Der zivile Markt will eine Rendite (ROI), keine Technologie-Demos“, sagte ein deutscher Analyst. „Solange es keine zivilen Großaufträge gibt, ist die Diversifizierung noch eine Hypothese.“

Nichtsdestotrotz sind Quantums kommerzielle Ambitionen real – und werden durch regulatorische Entwicklungen unterstützt. EU-Initiativen wie die Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik betonen zunehmend Innovationen mit Doppelnutzung.


Aus Investorensicht: Was kommt als Nächstes – und wer könnte sie kaufen?

Das wahrscheinlichste kurzfristige Szenario ist eine strategische Konsolidierung. Da Investoren wie Airbus und Hensoldt bereits an Quantum beteiligt sind, scheint eine Übernahme oder eine Erhöhung der Beteiligung plausibel.

„Wenn Europa eine eigene Drohnen-Produktion sicherstellen will, muss es diese industriell verankern“, bemerkte ein Pariser Verteidigungsbanker. „Ein Kauf von 25 % durch Airbus wäre ein kluger präventiver Schritt.“

Die andere Möglichkeit ist ein Börsengang – vielleicht an der Frankfurter Börse nach 2026, sobald Verteidigungs-IPOs wieder politisch akzeptierter sind.

In beiden Fällen positioniert sich Quantum nicht nur als Drohnenanbieter, sondern als nationaler Wert.


Deutschlands Drohnen-Wette ist nun Europas strategischer Test

Quantum Systems verkörpert das Zusammentreffen dreier Trends des 21. Jahrhunderts: Kriegsführung, die durch Autonomie und KI geprägt ist, Venture Capital, das in die Verteidigung fließt, und ein Europa, das seine industrielle Souveränität wieder stärken möchte.

Das Unternehmen verfügt über die Talente, die Technologie, die Bestätigung durch Einsätze und nun auch über das Kapital.

Es bleibt zu beweisen, ob es der Prüfung, die mit dem Wachstum einhergeht, standhalten kann: dem Management geopolitischer Komplexität, der Aufrechterhaltung der Integrität der Lieferkette und der Verwirklichung der Vision der Doppelnutzung jenseits des Schlachtfelds.

Im Moment hat Deutschland sein Drohnen-Unicorn. Was es aus diesem Vorteil macht, könnte das nächste Jahrzehnt der europäischen Sicherheit prägen.

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