Fed-Chef Powell hält an Unabhängigkeit fest, während Trump auf Zinssenkungen drängt

Von
Ella Jameson
5 Minuten Lesezeit

Machtkampf im Weißen Haus: Powell verteidigt Unabhängigkeit der Fed, während Trump Zinssenkungen fordert

In einem brisanten Treffen im Oval Office wahrt der Fed-Chef die Autonomie der Zentralbank, während der Präsident angesichts komplexer wirtschaftlicher Querströmungen auf geldpolitische Lockerung drängt.

Der glänzende Konferenztisch im Oval Office wurde am Donnerstagnachmittag zum Schlachtfeld wirtschaftlicher Ideologien, als Jerome Powell, Chef der Federal Reserve, Präsident Donald Trump in ihrem ersten Treffen seit Trumps Rückkehr ins Amt gegenüberstand. Was eine routinemäßige Wirtschaftsbesprechung hätte sein können, kristallisierte stattdessen die grundlegende Spannung im Kern des amerikanischen Währungssystems heraus: ein Präsident, der Anpassung fordert, versus ein Zentralbanker, der die institutionelle Unabhängigkeit verteidigt.

Trump vs Powell (investopedia.com)
Trump vs Powell (investopedia.com)

„Eine Mauer“ trifft „Mr. Too Late“: Der Zusammenprall der Machtzentren

Das Treffen vom 29. Mai, das auf Trumps Einladung stattfand, brachte zwei Persönlichkeiten mit grundlegend unterschiedlichen Ansätzen für Amerikas wirtschaftliche Herausforderungen zusammen. Powell war entschlossen, das unpolitische Mandat der Fed zu betonen, und sagte Trump, dass geldpolitische Entscheidungen „ausschließlich auf sorgfältiger, objektiver und unpolitischer Analyse basieren“ würden. Er vermied es bewusst, über politische Erwartungen zu sprechen, und betonte lediglich, dass künftige Entscheidungen „vollständig von den eingehenden Wirtschaftsdaten abhängen“ würden.

Trump zeigte derweil keine solche Zurückhaltung. Laut Pressesprecherin des Weißen Hauses, Karoline Leavitt, sagte der Präsident Powell unverblümt, „er glaube, der Fed-Vorsitzende mache einen Fehler, indem er die Zinsen nicht senke“, und argumentierte, die aktuelle Politik setze Amerika „im Vergleich zu China und anderen Nationen wirtschaftlich ins Hintertreffen“.

Das Treffen ist mehr als eine Routinekonsultation – es markiert einen kritischen Wendepunkt für Märkte, die zunehmend besorgt sind über den Zusammenprall von präsidialem Druck und geldpolitischer Unabhängigkeit.

Hinter verschlossenen Türen: Das Patt bei der Unabhängigkeit

Die Konfrontation zwischen Trump und Powell braut sich zusammen, seit der Präsident im Januar sein Amt antrat. Trump hat wiederholt vernichtende öffentliche Kritik geäußert und Powell als „Narren“, „großen Verlierer“ und am pointiertesten als „Mr. Too Late“ bezeichnet. Ein besonders schädigender Post im April auf Truth Social, der erklärte, dass „Powells Entlassung nicht schnell genug erfolgen kann“, löste tagelange Marktinstabilität aus, wobei der S&P 500 um rund 2,4 % fiel.

Trotz dieser Rhetorik hat Trump erklärt, er habe „keine Absicht“, Powell vor dem Ende seiner Amtszeit im Mai 2026 zu entlassen. Diese Position wurde kürzlich durch ein Urteil des Obersten Gerichtshofs bekräftigt, das die Fed als „einzigartig strukturierte, quasi-private Einheit“ mit größerem Schutz vor präsidialer Abberufung als andere unabhängige Behörden beschreibt.

Marktstrategen merken an, dass dieser Rechtsschutz eine gewisse Beruhigung bietet, aber Bedenken nicht ausräumt. „Das Urteil senkt die Wahrscheinlichkeit, dass Powell abgesetzt wird, auf etwa 5 %, löscht aber nicht die Glaubwürdigkeitsprämie“, bemerkte ein erfahrener Fixed-Income-Stratege. „Eine anhaltende Druckkampagne kann weiterhin Laufzeitprämien anheben und Inflationserwartungen entankern.“

Den politischen Drahtseilakt in einem Zollumfeld meistern

Das Treffen zwischen Powell und Trump findet vor einem komplexen wirtschaftlichen Hintergrund statt, der geldpolitische Entscheidungen besonders heikel macht. Die Fed steuert durch mehrere Herausforderungen, die sich aus Trumps Politik ergeben, darunter:

  • Inflationäre Zollauswirkungen: Powell hat zuvor gewarnt, dass Zölle „mit hoher Wahrscheinlichkeit zumindest einen vorübergehenden Anstieg der Inflation erzeugen“ und dass „die inflationären Effekte auch hartnäckiger sein könnten“.
  • Potenzielle Steuersenkungen, die die Haushaltsdefizite erhöhen könnten.
  • Änderungen in der Einwanderungspolitik, die Unsicherheit auf dem Arbeitsmarkt schaffen.

Seit der Aussetzung der Zinssenkungen im Januar nach einer Reduzierung um einen Prozentpunkt im letzten Jahr haben Fed-Beamte betont, dass sie sich einen vorsichtigen Ansatz leisten können. Der Leitzins der Fed ist seit Dezember zwischen 4,25 % und 4,5 % geblieben, wobei Markthändler für den Großteil des Jahres 2025 minimale Maßnahmen erwarten – möglicherweise nur eine Viertelpunkt-Senkung bis Dezember.

Die Unabhängigkeitsrisikoprämie: Wie Märkte die Politik einpreisen

Finanzmärkte haben bereits damit begonnen, eine sogenannte „Unabhängigkeitsrisikoprämie“ in verschiedenen Anlageklassen einzupreisen. Der 5-Jahres-5-Jahres-Forward-Inflations-Swap – ein Maß für langfristige Inflationserwartungen – stieg diese Woche um 5 Basispunkte, obwohl das Gericht für internationalen Handel einige Zollumsetzungen vorübergehend eingefroren hat.

„Das ist der Keil, der das lange Ende hartnäckig über 4 % hält“, bemerkte ein leitender Ökonom einer großen Investmentbank.

Volatilitätsmaße haben ebenfalls reagiert, wobei der TYVIX (Treasury-Rendite-Volatilitätsindex) wieder über 5,0 kletterte, nachdem er Anfang Mai 4,2 erreicht hatte – eine Neubewertung, die einige Strategen als „nur den Ausgangspunkt“ für einen potenziell volatilen Sommer betrachten.

Echos der Geschichte: Das Nixon-Burns-Schema

Die aktuelle Spannung weckt unbehagliche Parallelen zu den frühen 1970er Jahren, als Präsident Richard Nixon Fed-Chef Arthur Burns drängte, vor der Wahl 1972 eine lockere Geldpolitik beizubehalten. Burns' schließliche Kapitulation trug zur Stagflation bei, die die US-Wirtschaft jahrelang plagte.

„Die Analogie reimt sich nicht perfekt“, bemerkte ein geldpolitischer Experte. „Powell hat einen stärkeren gesetzlichen Schutz, und das Kommunikationsinstrumentarium der Fed ist heute weitaus überlegen. Aber der Anreiz des politischen Konjunkturzyklus bleibt identisch, und die Märkte werden eine gewisse Wahrscheinlichkeit einpreisen, dass sich die Geschichte reimt.“

Handel mit der Powell-Trump-Spannung: Strategische Implikationen

Für Anlageexperten schafft die anhaltende Powell-Trump-Dynamik spezifische Portfolioüberlegungen über alle Anlageklassen hinweg:

Festverzinsliche Wertpapiere: Die Spannung zwischen Unabhängigkeitsrisiko (das Laufzeitprämien in die Höhe treibt) und verlangsamtem Wachstum (das die kurzfristigen Zinsen potenziell senkt) deutet auf Chancen bei der Kurvenpositionierung hin. Einige Händler bevorzugen den Empfang kurzfristiger Forward-Sätze, während sie längerfristige Renditen zahlen.

Inflationsschutz: Da Zölle und politischer Druck die Inflationserwartungen potenziell hoch halten, erhöhen viele Portfoliomanager ihre Allokationen in inflationsgeschützte US-Staatsanleihen (Treasury Inflation-Protected Securities) und Inflationsswaps.

Währungen: Jede Erosion der Fed-Glaubwürdigkeit könnte das „exorbitante Privileg“ des Dollars untergraben. Währungsstrategen bevorzugen zunehmend den Schweizer Franken als reinen Sicherheitswert und den australischen Dollar wegen seiner Sensibilität gegenüber der globalen Handelspolitik.

Aktien: Da Unternehmensgewinne bereits Anfälligkeit zeigen (Unternehmensgewinne im ersten Quartal fielen im Vergleich zum Vorquartal um 118 Milliarden Dollar), empfehlen Aktienstrategen zunehmend Absicherungsstrategien und defensive Sektorpositionierungen.

Blick auf den Horizont: Kritische Katalysatoren voraus

Marktteilnehmer beobachten nun genau mehrere Schlüsselereignisse, die die Powell-Trump-Dynamik neu gestalten könnten:

  • 11. Juni: Veröffentlichung der Mai-VPI-Daten (Kernkomponente sind Dienstleistungen ohne Wohnkosten)
  • 17.-18. Juni: FOMC-Sitzung und aktualisierte Dot-Plot-Prognosen
  • 30. Juni: Urteil des Berufungsgerichts zur Zollumsetzung
  • Q3-Berichtssaison: Potenzielle Senkungen der Prognosen, insbesondere in zollsensiblen Sektoren

Der Schatten über den Märkten: Umgang mit der neuen Unsicherheit

Als Powell das Weiße Haus am Donnerstagnachmittag verließ, hinterließ er nicht nur einen Präsidenten, der von der geldpolitischen Zurückhaltung frustriert war, sondern eine grundlegende Frage für die globalen Märkte: Kann die Federal Reserve ihre Unabhängigkeit inmitten eines beispiellosen politischen Drucks bewahren?

Das Treffen unterstreicht eine neue Realität für Anleger – die Beziehung zwischen dem Weißen Haus und der Federal Reserve ist zu einem kritischen Risikofaktor geworden, der ein aktives Management in den Portfolios erfordert. Wie es ein Marktstratege prägnant formulierte: „Die Fed kann die Tweets ignorieren, aber der Anleihemarkt nicht.“

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