Polen gewährt Ascend Elements 320 Millionen US-Dollar für Batteriematerialien-Anlage als strategischen Schritt in der europäischen Lieferkette

Von
Adele Lefebvre
8 Minuten Lesezeit

Polens 320-Millionen-Dollar-Wette auf Ascend Elements gestaltet Europas Batterie-Lieferkette neu

Die ausgedehnten Industrielandschaften Polens werden bald eine wichtige Ergänzung erhalten: Ascend Elements bekommt eine der größten Subventionen, die das Land je vergeben hat – bis zu 320 Millionen US-Dollar (1,22 Milliarden PLN) – für den Bau einer modernen Anlage für Vorprodukt-Kathodenmaterial (pCAM). Die Anlage, die gestern vom polnischen Ministerium für wirtschaftliche Entwicklung und Technologie angekündigt wurde, ist nicht nur eine Industrieinvestition, sondern ein strategischer geopolitischer Schritt mit weitreichenden Folgen für Europas Energiewende und die Unabhängigkeit seiner Batterie-Lieferkette.

„Hier geht es darum, die industrielle Souveränität in einem wichtigen Sektor wiederherzustellen“, sagte ein hochrangiger Regierungsvertreter bei der Unterzeichnungszeremonie, bei der Ascend Elements CEO Linh Austin mit Polens Staatssekretär Michał Jaros zusammentraf, um die Vereinbarung zu besiegeln.

Im Kern nutzt die Vereinbarung den Temporären Krisen- und Übergangsrahmen der EU – ein politisches Instrument, das ausdrücklich dazu gedacht ist, sowohl den Anreizen des US Inflation Reduction Act als auch Chinas dominanter Position im Bereich Batteriematerialien entgegenzuwirken. Der Zeitpunkt ist entscheidend, da Materialengpässe erwartet werden, die die Preise auf den globalen Märkten schwanken lassen könnten.

Chinas Lieferketten-Dominanz brechen

Das große Engagement Polens zeigt, wie wichtig Europas Streben nach Unabhängigkeit bei Batteriematerialien ist. Seit Jahren sind europäische Autohersteller und Batterieproduzenten unangenehm stark von asiatischen Anbietern abhängig – besonders von chinesischen Unternehmen, die bis zu 80 % wichtiger Bereiche der Batterie-Lieferkette kontrollieren.

„Wir erleben gerade eine bewusste Neuausrichtung der Batteriematerialien-Landkarte weg von chinesischer Dominanz“, erklärte ein Branchenstratege mit Einblick in die Vereinbarung. „Das ist nicht nur Industriepolitik – es ist Energiesicherheit und geopolitische Positionierung, verpackt in einem Wirtschaftsförderungspaket.“

Die Anlage wird sich auf die Herstellung von pCAM aus Nickel, Mangan und Kobalt spezialisieren, das aus recycelten Lithium-Ionen-Batterien gewonnen wird. Dieser Ansatz der Kreislaufwirtschaft begegnet sowohl Ressourcenknappheit als auch Umweltproblemen.

Ein Forscher eines bekannten europäischen Batterie-Technologieinstituts bemerkte: „Die Bedeutung geht über diese einzelne Anlage hinaus. Polen positioniert sich im Grunde so, dass es sich von einem reinen ‚Gigafactory-Hinterzimmer‘ zu einem wichtigen Materiallieferanten für Europas grüne Wende entwickelt.“

Technologischer Vorteil in einem wettbewerbsintensiven Markt

Ascend Elements bringt durch sein eigenes Hydro-to-Cathode®-Verfahren erhebliche technologische Vorteile in die Partnerschaft ein. Labordaten zeigen, dass diese Technologie Materialien mit 49 % weniger Kohlendioxidemissionen und 26 % weniger Feinstaub im Vergleich zu herkömmlichen Produktionsmethoden erzeugt. Sobald die EU-Grenzabgabemechanismen für CO2 vollständig umgesetzt sind, könnte dies Einsparungen von 400 bis 450 € pro Tonne bedeuten.

Der Ansatz des Unternehmens schafft eine clevere Möglichkeit, kritische Rohstoffe zu nutzen. Durch die Gewinnung von Nickel, Mangan und Kobalt aus der „Schwarzmasse“ recycelter Batterien anstelle des primären Bergbaus umgeht Ascend Elements effektiv einen erwarteten Versorgungsengpass ab 2026 und verringert gleichzeitig die Abhängigkeit von China-kontrollierten vorgelagerten Ressourcen.

„Nur drei westliche Unternehmen haben die End-to-End-Hydrometallurgie im großen Maßstab erfolgreich vermarktet“, erklärte ein Materialwissenschaftler, der den Bereich Batterierecycling verfolgt. „Die Patente von Ascend auf Kristallisationsbedingungen und Reinheitskontrolle geben ihnen potenziell 3-5 Jahre Preisvorteil, besonders bei hochwertigen Nickel-Batteriechemien.“

Dieser technologische Vorsprung stellt entscheidendes geistiges Eigentum dar, das zunehmend schwer zu kopieren ist, da die Anforderungen an Batteriematerialien steigen und Umweltvorschriften strenger werden.

Polens strategisches Kalkül

Die Wahl Polens für die erste europäische Anlage von Ascend Elements war kaum Zufall. Das Land beherbergt bereits Europas größte Batteriezellen-Fabrik – den riesigen Komplex von LG Energy Solution in Breslau – und bietet Energiepreise, die etwa 20 % unter denen des Nachbarn Deutschland liegen. Das ist ein entscheidender Vorteil bei energieintensiven Materialverarbeitungsprozessen.

„Polens bereits bestehende enge Logistikverbindungen zu den Autoindustriezentren in Deutschland und Tschechien schaffen natürliche Effizienzen“, bemerkte Paweł Pudłowski von der polnischen Investitions- und Handelsagentur. „Diese Investition stärkt unsere Batterie-Lieferkette und fördert die regionale Entwicklung, technologische Innovation und Zusammenarbeit mit lokalen Universitäten.“

Die polnische Regierung rechnet damit, dass die Investition durch den Ausbau der Batterie-Wertschöpfungskette etwa 2 % zum BIP beitragen und rund 1.200 direkte Arbeitsplätze schaffen wird. Eine tiefere Zusammenarbeit mit technischen Universitäten wie AGH-UST und der Schlesischen Universität soll Polens Entwicklung von Know-how im Bereich Batteriematerialien beschleunigen.

In einem spekulativeren, aber durchaus möglichen Szenario deuteten Regierungsquellen an, dass Polen zusätzliche EU-Mittel nutzen könnte, um die Produktion von grünem Wasserstoff in die Anlagenabläufe zu integrieren. Dies könnte es der pCAM-Anlage ermöglichen, vor 2030 klimaneutral zu werden – ein Schritt, der ihre Wettbewerbsposition weiter stärken würde.

Finanzielle Gestaltung und Marktpositionierung

Für Ascend Elements bietet die polnische Subvention eine gut getimte alternative Möglichkeit, nachdem der Bau seiner Anlage „Apex 1“ in Kentucky im April wegen gestiegener Investitionskosten und geringerem als erwartetem Wachstum der US-Nachfrage nach Elektrofahrzeugen gestoppt wurde. Das Unternehmen hat im vergangenen Jahr viel Kapital aufgenommen – 162 Millionen US-Dollar im Februar 2024 und 542 Millionen US-Dollar im September 2023, insgesamt 704 Millionen US-Dollar – doch die nicht rückzahlbare polnische Subvention verringert das Risiko seiner europäischen Expansionsstrategie erheblich.

„Das gibt dem Management einen günstigeren, durch Subventionen unterstützten Weg zu Einnahmen, während die transatlantische Geschichte für einen möglichen Börsengang (IPO) oder eine SPAC-Fusion erhalten bleibt“, bemerkte ein Finanzanalyst, der sich auf Investitionen in die Batterie-Lieferkette spezialisiert hat. „Die Struktur bietet im Grunde erheblichen Schutz nach unten, mit einem Potenzial im Milliardenbereich, wenn Ascend eine zentrale Rolle in Europas Kreislaufwirtschaft für Batterien einnimmt.“

Die wirtschaftlichen Grundlagen bleiben trotz der jüngsten Marktschwankungen überzeugend. BloombergNEF hat zwar die globalen Wachstumsprognosen für den Verkauf von Elektrofahrzeugen nach unten korrigiert, erwartet aber immer noch ein durchschnittliches jährliches Wachstum von 21 % von 2024 bis 2027. Dies wird die europäische Batterienachfrage von 217 Gigawattstunden auf etwa 430 Gigawattstunden in diesem Zeitraum steigen lassen.

Entlastung für europäische Autohersteller

Für europäische Autohersteller, die mit immer strengeren Nachhaltigkeitsanforderungen zu kämpfen haben, stellt die polnische Anlage von Ascend ein wichtiges Mittel zur Stabilisierung der Lieferkette dar. Die EU-Batterieverordnung schreibt bis 2027 Mindestanteile an recyceltem Material und die Einführung eines digitalen Batteriepasses vor. Das zwingt Autohersteller praktisch dazu, noch in diesem Kalenderjahr Verträge über Kreislaufwirtschaft-Lieferungen abzuschließen.

Autohersteller wie Volkswagen, Stellantis und Renault Group erhalten Zugang zu einer sicheren Quelle für recyceltes pCAM, das potenziell 10-15 % ihres Bedarfs Mitte des Jahrzehnts decken könnte – eine wichtige Absicherung gegen Engpässe bei chinesischen Materiallieferungen.

Ein Lieferkettenmanager eines großen europäischen Autoherstellers äußerte unter der Bedingung der Anonymität Erleichterung: „Die Einhaltung von Vorschriften ist nur ein Teil der Gleichung. Pekings verschärfte Exportgenehmigungen für Graphit – und Drohungen, Beschränkungen auf NMC-Vorprodukte auszuweiten – schaffen berechtigte Sorgen um die Liefersicherheit, die regionale Beschaffung selbst zu Premiumpreisen zunehmend attraktiv machen.“

Branchenanalysten spekulieren, dass Stellantis seinem Modell eines Joint Ventures für Batterierecycling aus dem Jahr 2023 folgen und schließlich eine Beteiligung an der polnischen Anlage übernehmen könnte, obwohl solche Gespräche öffentlich nicht bestätigt wurden.

Risiken und Zukunftsszenarien

Trotz der vielversprechenden Positionierung bleiben erhebliche Risiken bei der Umsetzung bestehen. Ascend Elements hat noch keine Produktionsanlage innerhalb des Budgets fertiggestellt, und die Verzögerungen in Kentucky zeigen die Herausforderungen bei der Skalierung neuer Materialverarbeitungstechnologien. Genehmigungs- oder Bauverzögerungen am polnischen Standort könnten den Zeitpunkt der Rentabilität über 2030 hinaus verschieben.

Die Zyklizität des Marktes stellt ein weiteres erhebliches Risiko dar. Die Internationale Energieagentur stellte fest, dass die Preise für Batteriemetalle 2023 um 30-75 % fielen, und ein erneutes Überangebot würde den wirtschaftlichen Vorteil recycelter Materialien schmälern. Regulatorische Unsicherheiten verstärken diese Bedenken, da eine mögliche zukünftige Zollsenkung zwischen der EU und den USA die „regionale Premium“-Preisstrategie verwässern könnte, die die Geschäftsgrundlage bildet.

Finanzmodelle deuten auf drei Hauptszenarien für das polnische Vorhaben von Ascend bis 2030 hin:

  1. Ein „Goldlöckchen“-Szenario (45 % Wahrscheinlichkeit) mit termingerechtem Start 2027, einer jährlichen pCAM-Produktion von 65.000 Tonnen und Margen von 650 € pro Tonne, was 420 Millionen € EBITDA und eine geschätzte Bewertung von 3,4 Milliarden € ergibt.

  2. Ein Basisszenario mit Verzögerung (35 % Wahrscheinlichkeit) mit einer Verlängerung der Bauzeit um 18 Monate und reduzierten Margen von 450 € pro Tonne, was 210 Millionen € EBITDA und eine Bewertung von 1,7 Milliarden € ergibt.

  3. Ein Bären-Szenario (20 % Wahrscheinlichkeit) mit einer Stagnation des EV-Marktes, Materialüberangebot und Preiswettbewerb durch China, was das EBITDA auf 50 Millionen € oder weniger und die Bewertung unter 400 Millionen € begrenzt.

Neugestaltung des Wettbewerbsumfelds

Die Investition in pCAM in Polen setzt etablierte europäische Hersteller von Kathodenmaterialien wie BASF und Umicore unter erheblichen Druck. Diese etablierten Anbieter könnten Preiswettbewerb bei hochwertigen Nickelprodukten erleben und stärker Anreize erhalten, entweder Recyclingtechnologie zu lizenzieren oder Joint Ventures mit Recyclingspezialisten einzugehen.

„Die Reaktion der Konkurrenz wird aufschlussreich sein“, meinte ein Berater für Batteriematerialien. „BASF könnte seinen Fokus auf Lithium-Eisenphosphat-Chemikalien beschleunigen und möglicherweise einige europäische NMC-Kapazitäten aufgeben. Gleichzeitig dürften chinesische Anbieter wie CNGR und CATL Marktanteile in Europa verlieren und könnten mit aggressiven Preisstrategien oder sogar rechtlichen Anfechtungen der Subventionen reagieren.“

Eine potenziell disruptivere Entwicklung könnte darin bestehen, dass chinesische Anbieter Recyclingbetriebe in Ländern wie Serbien oder Nordmazedonien gründen, um Zölle zu umgehen und gleichzeitig den Zugang zum europäischen Markt zu behalten – ein Szenario, das den Wettbewerbsdruck auf die polnische Anlage von Ascend verstärken würde.

Das lange Spiel um die Souveränität bei Batteriematerialien

Polens Rekordsubvention für Ascend Elements ist mehr als nur die Ankündigung einer weiteren Fabrik – sie signalisiert eine grundlegende Veränderung in Europas Ansatz zur Sicherung kritischer Rohstoffe und zur Umsetzung der Kreislaufwirtschaft. Durch die Integration fortschrittlicher Recyclingtechnologie mit starker staatlicher Unterstützung will das Projekt Polen von einem Produktionsstandort zu einem wichtigen Knotenpunkt in Europas Strategie zur industriellen Widerstandsfähigkeit machen.

„Diese Vereinbarung kombiniert schwer zu kopierendes Recycling-Know-how mit aggressiver staatlicher Beihilfe der EU auf eine Weise, die die Lieferkette für Batterien leise, aber grundlegend verändert“, bemerkte ein EU-Politikexperte. „Wenn die Umsetzung den Erwartungen entspricht, könnte Ascend zweistellige Cash-Margen erzielen und gleichzeitig bis 2030 zum De-facto-Anbieter von grünem pCAM für einen erheblichen Teil der europäischen Elektrofahrzeugproduktion werden.“

Für erfahrene Investoren, die den Bereich Batteriematerialien beobachten, stellt die polnisch-Ascend-Partnerschaft das dar, was ein Portfoliomanager als „asymmetrische Wette mit begrenztem Risiko, aber erheblichem Potenzial im Milliardenbereich“ beschrieb. Der umsichtige Ansatz, so deuteten sie an, wäre, jetzt eine bedeutende Beteiligung einzugehen und gleichzeitig die Baufortschritte und EU-Politikentwicklungen genau zu beobachten, die den Erfolg der Anlage beschleunigen oder behindern könnten.

Während Europa sich beeilt, seine Energiewende zu sichern, könnte Polens wegweisende Investition in Ascend Elements ein entscheidender Moment im Streben des Kontinents nach industrieller Souveränität im Batteriezeitalter sein – ein strategisches Manöver, das Material-Lieferketten und Wettbewerbsdynamiken für Jahrzehnte neu gestalten könnte.

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