Amazon und New York Times schließen wegweisenden KI-Content-Deal ab

Von
Amanda Zhang
5 Minuten Lesezeit

New York Times schließt bahnbrechendes KI-Abkommen mit Amazon: Weg von Rechtsstreit, hin zu lukrativer Lizenzierung

In einem strategischen Wandel, der zeigt, wie traditionelle Medien in der Ära der Künstlichen Intelligenz Fuß fassen, hat sich die New York Times für Zusammenarbeit statt Konfrontation entschieden.

Als Alice Drummond nach der Arbeit in ihrer Wohnung in Manhattan ankam, stand ihr Alexa-Gerät bereit für ein perfekt getimtes Briefing: „Laut The New York Times hat der Senat gerade das Klimagesetz verabschiedet, das Sie verfolgt haben. Möchten Sie, dass ich Ihnen den vollständigen Artikel vorlese?“

Diese nahtlose Integration von hochwertigem Journalismus mit Künstlicher Intelligenz wird bald Realität. The New York Times gab heute ein bahnbrechendes, mehrjähriges Lizenzabkommen mit Amazon bekannt, das den ersten Vorstoß der Zeitung in Partnerschaften für generative KI markiert. Die Vereinbarung gewährt Amazon die Rechte, die redaktionellen Inhalte der Times auf seinen KI-Plattformen und in seinen Kundenerlebnissen einzubinden, was potenziell die Art und Weise verändert, wie Millionen Menschen Zugang zu einer der einflussreichsten Nachrichtenquellen Amerikas erhalten.

„Dieses Abkommen spiegelt unseren langjährigen Grundsatz wider, dass qualitativ hochwertiger Journalismus seinen Preis wert ist“, sagte Meredith Kopit Levien, CEO der New York Times Company, deren Aktienkurs nach der Ankündigung um etwa 3 % stieg. „Ob durch kommerzielle Partnerschaften oder den Schutz des geistigen Eigentums – wir sind entschlossen sicherzustellen, dass unser Journalismus im digitalen Zeitalter angemessen gewürdigt wird.“

Vom Gerichtssaal zur Zusammenarbeit

Die Vereinbarung stellt einen bemerkenswerten Schwenk für die Times dar, die zuvor einen eher konfrontativen Ansatz gegenüber KI-Unternehmen verfolgte, die ihre Inhalte nutzten. Im Dezember 2023 reichte die Zeitung eine vielbeachtete Klage wegen Urheberrechtsverletzung gegen OpenAI und Microsoft ein, mit der Behauptung, diese hätten Millionen von Times-Artikeln ohne Genehmigung zum Training ihrer KI-Systeme verwendet.

Diese Klage, die mögliche Schadensersatzforderungen in „Milliardenhöhe“ geltend machte, ist weiterhin anhängig. Sowohl OpenAI als auch Microsoft haben Fehlverhalten bestritten.

„Was wir sehen, ist ein kalkulierter strategischer Wandel“, sagte ein Branchenanalyst, der auf Medienökonomie spezialisiert ist, aber um Anonymität bat, um offen sprechen zu können. „Die Times sagt im Wesentlichen: ‚Wir können dies jahrelang vor Gericht mit ungewissem Ausgang bekämpfen, oder wir können unsere Inhalte jetzt durch strukturierte Partnerschaften monetarisieren.‘“

Die Lizenzvereinbarung umfasst nicht nur die Kernberichterstattung der Zeitung, sondern erstreckt sich auch auf Inhalte von NYT Cooking und der Sportplattform The Athletic, die die Times 2022 erwarb. Amazon wird diese Inhalte auf vielfältige Weise nutzen: als Trainingsdaten für seine proprietären KI-Grundlagenmodelle, für Echtzeit-Zusammenfassungen, die über Alexa geliefert werden, und durch das Einbetten direkter Links zu Times-Produkten innerhalb des Amazon-Ökosystems.

Finanzielle Auswirkungen und Marktreaktion

Während die finanziellen Bedingungen unveröffentlicht bleiben, reagierten die Investoren positiv, wobei der Anstieg des Aktienkurses um 3 % darauf hindeutet, dass der Markt den Deal im Barwert auf etwa 50 bis 100 Millionen US-Dollar schätzt.

„Diese Art der Lizenzierung stellt für die Times fast reinen Gewinn dar“, erklärte ein Portfoliomanager einer medienorientierten Investmentfirma. „Die Inhalte existieren bereits – sie schaffen einfach einen neuen Einnahmestrom aus bereits produzierten Vermögenswerten, mit minimalen Zusatzkosten.“

Für Verlage, die mit stagnierenden digitalen Abonnements und anhaltenden Herausforderungen im Anzeigengeschäft konfrontiert sind, könnte die KI-Lizenzierung zu einer bedeutenden margenstarken Einnahmequelle werden. Finanzanalysten schätzen, dass selbst eine moderate jährliche Lizenzgebühr von 25 Millionen US-Dollar die operativen Margen der Times um 1 bis 2 Prozentpunkte steigern könnte.

Amazons Aktie zeigte nach der Nachricht kaum Bewegung, was angesichts der relativen Bedeutungslosigkeit des Deals für die Marktkapitalisierung des Tech-Giganten von 1,6 Billionen US-Dollar nicht überrascht. Die Partnerschaft besitzt jedoch strategischen Wert, der über ihre finanziellen Auswirkungen hinausgeht.

Amazons KI-Ambitionen

Für Amazon, das stark in künstliche Intelligenz investiert hat, einschließlich einer Beteiligung von 8 Milliarden US-Dollar an Anthropic, behebt der Deal eine kritische Schwäche in seinen KI-Angeboten: hochwertige, zuverlässige Inhalte.

„Amazons KI-Produkte liegen derzeit in Bezug auf Inhaltstiefe und Genauigkeit hinter den Wettbewerbern zurück“, bemerkte ein Technologieforscher, der mit der KI-Roadmap des Unternehmens vertraut ist. „Indem sie die vertrauenswürdige Berichterstattung der Times direkt in Produkte wie Alexa+ einbetten, beheben sie Qualitätslücken, die ihre Angebote im Vergleich zu ChatGPT und Google Gemini geplagt haben.“

Die Integration könnte sich auf verschiedene Weisen manifestieren. Ein Alexa-Nutzer könnte ein Morgen-News-Briefing anfordern und Zusammenfassungen aktueller Nachrichten erhalten, die von der Times stammen. Jemand, der das Abendessen plant, könnte nach einer Kochtechnik fragen und Anleitungen aus der umfangreichen Rezeptdatenbank von NYT Cooking erhalten. Sportbegeisterte könnten an Spieltagen Analysen von The Athletic erhalten.

Entscheidend ist, dass diese Interaktionen eine Quellenangabe und direkte Links zu Times-Produkten enthalten werden, was potenziell das Abonnementwachstum ankurbeln könnte – eine Win-Win-Situation, wenn sie richtig umgesetzt wird.

Branchentrend: Die große Lizenzierungswelle

Die Times ist bei ihrem Schwenk zur Lizenzierung kaum allein. Eine wachsende Gruppe von Medienorganisationen hat ähnliche Deals abgeschlossen, anstatt ausschließlich Rechtsstreitigkeiten zu verfolgen. The Atlantic, News Corp, Vox Media und The Associated Press haben alle KI-Partnerschaften etabliert. Vielleicht am bemerkenswertesten ist, dass The Washington Post – im Besitz von Amazon-Gründer Jeff Bezos – kürzlich eine Partnerschaft mit OpenAI eingegangen ist.

OpenAI gegen New York Times (livelaw.in)
OpenAI gegen New York Times (livelaw.in)

„Wir sind Zeugen der Entstehung eines neuen Einnahmemodells für Qualitätsjournalismus“, sagte ein Professor für Medienökonomie, der digitale Geschäftsmodelle erforscht. „Diese Partnerschaften erkennen an, dass KI qualitativ hochwertige Inhalte benötigt, um effektiv zu funktionieren, und dass diese Inhalte einen materiellen Wert haben, der vergütet werden muss.“

Der Trend vollzieht sich inmitten sich entwickelnder Urheberrechtsvorschriften in den USA und der Europäischen Union, die entweder die Verhandlungspositionen der Verlage stärken oder standardisierte Lizenzierungsrahmen schaffen könnten. Medienmanager beobachten diese Entwicklungen genau und erkennen, dass heutige freiwillige Vereinbarungen morgen zu regulatorischen Vorgaben werden könnten.

Abwägung von Chance und Risiko

Trotz der offensichtlichen Vorteile birgt die Partnerschaft potenzielle Fallstricke für beide Parteien.

Für die Times besteht das Risiko, dass der einfache Zugang zu Zusammenfassungen über Alexa die Motivation einiger Verbraucher zum Abonnieren verringern könnte. Die Zeitung muss Inhaltsproben sorgfältig mit Konversionsstrategien abwägen, um sicherzustellen, dass die Partnerschaft das Abonnementwachstum fördert und nicht schmälert.

„Die Times hat die digitale Disruption besser gemeistert als die meisten“, sagte ein ehemaliger Medienmanager, der jetzt als Berater für digitale Strategie tätig ist. „Aber sie werden überwachen müssen, ob der KI-Zugang eher ein Ersatz als ein Zugang zu Abonnements wird.“

Amazon steht vor anderen Herausforderungen. Da immer mehr Verlage Lizenzvereinbarungen eingehen, könnte das Unternehmen in zukünftigen Verhandlungen Preisdruck oder anspruchsvollere Bedingungen erleben. Hinzu kommt das Schreckgespenst behördlicher Kontrolle, da große Inhalte-Technologie-Partnerschaften Fragen zur Marktmacht aufwerfen.

Die Zukunft der Nachrichten in einer KI-Welt

Die Vereinbarung zwischen der Times und Amazon ist potenziell ein Vorbote dafür, wie Journalismus in den kommenden Jahren konsumiert werden wird – weniger über dedizierte Apps oder Websites und mehr über KI-Schnittstellen, die Informationen kontextbezogen kuratieren, zusammenfassen und präsentieren.

„Hier geht es nicht nur um Einnahmen – es geht um Relevanz“, sagte ein Digital-Media-Stratege. „Verlage, die es versäumen, ihren Platz in KI-Ökosystemen zu etablieren, riskieren, zurückgelassen zu werden, während sich die Informationskonsumgewohnheiten entwickeln.“

Für Investoren scheint die Times kurzfristig besser positioniert zu sein, um von dem Deal zu profitieren, indem sie einen skalierbaren Einnahmestrom erschließt und gleichzeitig das rechtliche Risiko mindert. Amazons Gewinne, obwohl strategisch wichtig, stellen nur einen Teil seiner expansiven KI-Strategie dar.

Während Alexas Stimme Häuser mit Zusammenfassungen der Times-Berichterstattung füllt, wetten beide Unternehmen darauf, dass Qualitätsjournalismus und fortschrittliche Technologie Wert für Verbraucher, Aktionäre und vielleicht sogar die Demokratie selbst schaffen können – vorausgesetzt, sie finden die richtige Balance.

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