
Mai-Inflation sinkt auf 2,4 %, Märkte wetten auf Zinssenkung der Fed im September trotz drohender Zollrisiken
Inflations heikler Tanz: Mai-Daten schüren Zinssenkungshoffnungen, während Zölle lange Schatten werfen
In den stillen Korridoren der Wirtschaftsdaten sprechen manchmal die kleinsten Zahlen am lautesten. Der unerwartet milde Inflationsbericht für Mai hat Wellen an den Finanzmärkten geschlagen und neue Hoffnungen auf Zinssenkungen der Federal Reserve geschürt, auch wenn Präsident Trumps umfassende Zölle im Hintergrund lauern und bereit sind, das heikle Gleichgewicht zu stören.
Die Verbraucherpreise stiegen im Mai nur um 0,1 %, was die jährliche Inflationsrate auf 2,4 % brachte – knapp unter den Markterwartungen von 2,5 %. Der moderate Anstieg stellt die erste Beschleunigung seit vier Monaten dar, liegt jedoch weiterhin deutlich unter den fieberhaften Höhen der Post-Pandemie-Ära.
Wichtige Erkenntnisse aus dem Inflationsbericht Mai 2025 und Marktauswirkungen für professionelle Anleger
Kategorie | Wichtige Erkenntnis | Auswirkungen / Strategie |
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Inflationstrends | Gesamt-VPI +0,1 % MoM; Kern-VPI +0,1 % | Disinflation intakt, aber Wohnkosten weiterhin hartnäckig; begünstigt Geduld der Fed |
Zollweitergabe | Volle Wirkung verzögert; Kern-VPI könnte bis Ende Sommer auf 0,25–0,35 % MoM steigen | Inflationsrisiken nach oben im Q3/Q4; Breakeven-Optionalität sichern |
Fed-Ausblick | Zinssenkung im September mit 70 % eingepreist, aber Datenabhängigkeit bleibt | Basisszenario: Zinssenkung im Dezember; Risiko eines restriktiven Beibehaltens, falls die Kerninflation wieder anzieht |
Zinskurve | Fed ~25 Basispunkte zu locker vs. regelbasierter Schätzung | Bedingte Bärenversteilerung der Zinsen; kurzfristige Duration verkaufen |
Aktienmärkte | Zölle könnten 2026er EPS um 3–4 % schmälern | Absicherung mit Put-Spreads; Zykliker reduzieren |
Breakevens / TIPS | 5-Jahres-BEs unterschätzen Zoll-Endrisiko | Long 5-Jahres TIPS BE vs. VPI-Swaps |
Gold / Sachwerte | Realrenditen nahe Tiefstständen; Zögern der Fed bullisch für Gold | 5 % Allokation beibehalten; Zukäufe unter 2.280 US-Dollar |
Zu überwachende Risiken | Vergeltungszölle, Glaubwürdigkeit der VPI-Daten, vorgezogene Nachfrage nach langlebigen Gütern | Juli-VPI, Lager-/Umsatz-Verhältnis, hochfrequente Preisindizes beobachten |
Szenario-Bias | Basisszenario: Sanfter Übergang zu 2,5–3,0 % YoY VPI mit Politikverzögerung | Positionierung für Konvexität: wenig direktes Risiko, stark auf Optionalität setzen |
Die Zahlen hinter Wall Streets neuem Optimismus
Im kühlen Licht des Mittwochmorgens analysierten Händler Daten, die eine überraschend eingedämmte Kerninflationsrate zeigten, die volatile Lebensmittel- und Energiepreise ausschließt. Der Kern-VPI blieb gegenüber dem Vorjahr stabil bei 2,8 % und widersprach damit den Konsensprognosen von 2,9 %.
„Was auffällt, ist nicht, was steigt, sondern was nicht steigt“, bemerkte ein erfahrener Inflationsanalyst bei einer großen Wall-Street-Firma. „Nur 37 % des VPI-Warenkorbs stiegen im Monatsvergleich um mehr als 0,3 %, verglichen mit einem Dreijahresmedian von 45 %.“
Die Energiepreise fielen im Mai um 1,2 % und bildeten ein wichtiges Gegengewicht zum anhaltenden monatlichen Anstieg der Wohnkosten um 0,3 %. Die Tracking-Daten der Cleveland Fed zeigen, dass die „sticky prices“ (hartnäckigen Preise) etwa 0,23 % monatlich steigen, während die „flexible prices“ (flexiblen Preise) tatsächlich negativ geworden sind und um 0,35 % gefallen sind.
Der S&P 500, abgebildet durch seinen Flaggschiff-ETF, reagierte mit vorsichtigem Optimismus und stieg um 0,68 Punkte, um bei 603,76 USD zu schließen. Derweil bewegten sich inflationsgeschützte Wertpapiere kaum, wobei der iShares TIPS Bond ETF nur 0,03 USD auf 108,30 USD zulegte – was darauf hindeutet, dass die Märkte längerfristige Inflationsrisiken möglicherweise unterschätzen.
Die Zoll-Zeitbombe: Warum die heutige Ruhe dem morgigen Sturm vorausgehen könnte
Unter der oberflächlichen Ruhe der Mai-Daten lauert eine wachsende Besorgnis: Präsident Trumps expansives Zollregime hat erst begonnen, sich auf die Verbraucherpreise auszuwirken.
Der pauschale 10 %-Zoll der Regierung auf Importe im Wert von rund 1 Billion US-Dollar ist seit April in Kraft, doch seine Auswirkungen auf die Inflationszahlen im Mai scheinen minimal zu sein – er fügte dem Kern-VPI nur 0,05 bis 0,1 Prozentpunkte hinzu. Große Einzelhändler wie Walmart begannen erst Ende Mai mit der Umsetzung von Preisanpassungen, was darauf hindeutet, dass die wahren inflationären Auswirkungen noch bevorstehen.
„Wir erleben die Ruhe vor dem Sturm“, warnte ein Chefökonom einer namhaften Investmentbank. „Die aktuellen Inflationsdaten profitieren von hohen Lagerbestands-zu-Umsatz-Verhältnissen, die Einzelhändlern einen Puffer geben, um Preiserhöhungen zu staffeln. Bis Juli oder August erwarten wir, dass der monatliche Kern-VPI auf etwa 0,35 % ansteigen wird, wenn sich die Zölle vollständig in den Lieferketten ausbreiten.“
Der 30 %-Zoll auf chinesische Waren im Wert von 220 Milliarden US-Dollar wird voraussichtlich in den nächsten 12 Monaten 0,35 Prozentpunkte zur Kerninflation beitragen, wobei Elektronik und Möbel zuerst betroffen sein werden, gefolgt von Bekleidung. Derweil könnte der 25 %-Zoll auf Automobilimporte im Wert von 120 Milliarden US-Dollar weitere 0,25 Prozentpunkte zur Gesamtinflation hinzufügen, obwohl der größte Teil dieses Anstiegs wahrscheinlich erst 2026 zum Tragen kommen wird, wenn Auto-Leasingverträge auslaufen.
Zinssenkung im September: Von der Möglichkeit zur Wahrscheinlichkeit?
Die schwächer als erwarteten Inflationszahlen im Mai haben die Markterwartungen für eine Lockerung durch die Federal Reserve beflügelt. Händler weisen einer Zinssenkung im September nun eine Wahrscheinlichkeit von 70 % zu – ein deutlicher Anstieg gegenüber 57 % vor der Datenveröffentlichung am Mittwoch.
In den Marmorhallen der Federal Reserve bleibt die Berechnung jedoch komplex. Der aktuelle Zielbereich für den Leitzins der Federal Reserve von 4,25-4,50 % liegt nur etwa 25 Basispunkte über dem, was viele Ökonomen als neutralen Zinssatz betrachten, angesichts einer Kerninflation von 2,8 % und einer Arbeitslosigkeit, die sich in Richtung 4,4 % bewegt.
„Die Fed steht vor einem beneidenswerten Balanceakt“, bemerkte ein ehemaliger Zentralbankbeamter, der sich im Hintergrund äußerte. „Einerseits scheint die Inflation eingedämmt und der Arbeitsmarkt zeigt frühe Anzeichen einer Abkühlung. Andererseits bleibt die Kerninflation hartnäckig über dem Ziel, und die vollen Auswirkungen der Zölle müssen sich noch