
Deutsche Firma für Militärroboter ARX sammelt 31 Millionen Euro, um die europäische Verteidigung mit KI-gestützten, selbstfahrenden Fahrzeugen zu verändern
ARX Robotics sichert sich 31 Millionen Euro, um die europäische Militärautonomie grundlegend zu verändern
Da Europa seine Verteidigung neu ausrichtet, hat ARX Robotics eine wichtige Finanzierung bekannt gegeben. Dies ist ein Wendepunkt für die militärische Technologie in Europa. Das deutsche Startup, das von ehemaligen Bundeswehr-Offizieren gegründet wurde, hat 31 Millionen Euro in einer Serie-A-Finanzierung erhalten. Damit soll die Entwicklung und der Einsatz von autonomen militärischen Bodensystemen beschleunigt werden. Diese Technologie verändert bereits die Einsätze in der Ukraine und die Herangehensweise der NATO an den Bodenkrieg.
Die Finanzierungsrunde wurde von HV Capital geleitet, mit Beteiligung von Omnes Capital und weiterer Unterstützung vom NATO Innovation Fund und Project A. Damit hat das Unternehmen in nur drei Jahren über 40 Millionen Euro erhalten. Hinter diesen Zahlen verbirgt sich eine größere Geschichte über die Entwicklung der militärischen Autonomie in Europa. Es geht auch um das Wettrüsten zur Modernisierung der Landstreitkräfte, die sich bisher nur schwer durch Technologie verändern ließen.
"Die Nachfrage nach modularen, softwaregesteuerten Verteidigungssystemen wächst schnell. Wir bauen das Unternehmen auf, das diese Kategorie in Europa prägen wird", sagte Marc Wietfeld, CEO von ARX Robotics. Sein militärischer Hintergrund prägt den zielorientierten Ansatz des Unternehmens. "Im Kern von ARX Robotics steht eine klare Mission: die nächste Generation der Verteidigungsinfrastruktur durch skalierbare Robotik und Software aufzubauen."
Von der Bundeswehr zum Durchbruch: Veteranen modernisieren die europäische Verteidigung
In einer Region, in der Innovationen im Verteidigungsbereich traditionell von großen Industriekonzernen dominiert werden, stellt ARX eine neue Art von Verteidigungstechnologieunternehmen dar. Das Startup wurde 2022 von den ehemaligen deutschen Militäroffizieren Marc Wietfeld, Maximilian Wied und Stefan Roebel gegründet. Es nutzt Insiderwissen über die Anforderungen auf dem Schlachtfeld, um schnell Lösungen zu entwickeln, die wichtige operative Lücken schließen.
Anders als traditionelle Rüstungsunternehmen, die die Automatisierung schrittweise in bestehende Plattformen integriert haben, begann ARX mit einem digitalen Ansatz. Die Gründer erlebten während ihrer Dienstzeit die Grenzen herkömmlicher Militärfahrzeuge. Besonders die Anfälligkeit bemannter Systeme in umkämpften Gebieten und die Notwendigkeit von Kraftverstärkern bei begrenzten Ressourcen.
Ihre wichtigste Innovation ist das Betriebssystem Mithra OS. Es ermöglicht den autonomen Betrieb herkömmlicher Militärfahrzeuge. Dies schafft einen Multiplikatoreffekt, ohne dass völlig neue Plattformen erforderlich sind. Diese Modernisierungsstrategie hat große Auswirkungen auf die Verteidigungshaushalte und die operativen Fähigkeiten der NATO.
"Was ARX auszeichnet, ist das grundlegende Verständnis, dass nicht nur Hardware, sondern auch Software den Vorteil auf dem Schlachtfeld in modernen Konflikten bestimmt", erklärte ein europäischer Verteidigungsanalyst, der aufgrund seiner Arbeit mit mehreren Auftragnehmern anonym bleiben wollte. "Sie haben erkannt, dass die meisten militärischen Bodenfahrzeuge trotz Fortschritten in anderen Bereichen wie Luft- und Marinesystemen im Wesentlichen 'dumme' Plattformen bleiben."
Die stille Revolution: KI-gesteuerte Bodensysteme verändern Kampfeinsätze
Ein Rundgang durch die Produktionsstätte von ARX zeigt einen deutlichen Unterschied zur traditionellen Rüstungsfertigung. Anstelle von riesigen Montagelinien, die identische Einheiten produzieren, arbeiten Ingenieure an der Installation von Sensoren und Computersystemen. Diese sollen herkömmliche Fahrzeuge in vernetzte, autonome Plattformen verwandeln.
Die Produktpalette des Unternehmens deckt das gesamte Spektrum unbemannter Bodenfähigkeiten ab:
Das unbemannte Bodenfahrzeug Gereon RCS dient als ARX's eigene autonome Plattform. Diese Fahrzeuge der Ein-Tonnen-Klasse sind elektrisch angetrieben und für Nutzlasten bis zu 500 kg ausgelegt. Sie können bis zu 72 Stunden mit einer einzigen Ladung betrieben werden. Ihre Einsatzbereiche reichen vom Gütertransport und der Minenräumung über die Nachrichtenübermittlung und Aufklärung bis hin zur Evakuierung von Verletzten. Dies sind wichtige Aufgaben, bei denen das Personal unnötigen Risiken ausgesetzt ist.
Noch wichtiger ist das Mithra OS des Unternehmens. Es wurde im Dezember 2024 als weltweit erstes unabhängiges, KI-gestütztes Betriebssystem speziell für Militärfahrzeuge vorgestellt. Das System verwandelt herkömmliche Militärfahrzeuge in autonome, vernetzte Einheiten, die in der Lage sind, sich anzupassen, autonom aufzuklären und ferngesteuert zu werden. Vielleicht am wichtigsten ist, dass es die Zusammenarbeit von bemannten und unbemannten Systemen ermöglicht. So können von Menschen bediente Fahrzeuge mit autonomen Systemen in komplexen Operationen zusammenarbeiten.
"Obwohl Landoperationen 80 % der militärischen Aktivitäten, 70 % des Materialverbrauchs und 40 % der Beschaffung ausmachen, sind sie weitgehend unautomatisiert", bemerkte ein Militärtechnologieexperte, der mit den Systemen von ARX vertraut ist. "Die Möglichkeit, bestehende Fahrzeuge nachzurüsten, anstatt ganze Flotten auszutauschen, bietet eine elegante Lösung für Budgetbeschränkungen und verbessert gleichzeitig die operativen Fähigkeiten erheblich."
Bewährungsprobe in der Praxis: Die Ukraine wird zum Testgelände für die Kriegsführung der nächsten Generation
Die wahre Bewährungsprobe für militärische Technologie liegt nicht in der Demonstration, sondern im Einsatz. ARX hat seine Systeme bemerkenswert schnell unter den anspruchsvollsten Bedingungen validiert: im Konflikt in der Ukraine.
Im Februar 2025 lieferte ARX 30 Gereon RCS UGVs an die ukrainischen Streitkräfte. Dies ist die größte von westlichen Ländern entwickelte Flotte unbemannter Bodenfahrzeuge, die in dem Konfliktgebiet eingesetzt wird. Diese Systeme haben sich besonders bei gefährlichen Missionen bewährt, darunter die logistische Unterstützung von vorgeschobenen Positionen, die Bergung von Verletzten und die Aufklärung in umkämpften Gebieten.
Ein Beamter des Verteidigungsministeriums eines NATO-Landes bestätigte unter der Bedingung der Anonymität, dass der schnelle Entwicklungszyklus und die einsatzbereiten Lösungen von ARX die Militärplaner im gesamten Bündnis beeindruckt haben. "Was wir in der Ukraine sehen, ist eine Bestätigung nicht nur von unbemannten Systemen im Allgemeinen, sondern insbesondere von ARX's Ansatz zur Autonomie und Interoperabilität", sagte der Beamte.
Dieser Einsatz in der Praxis hat das Interesse anderer europäischer Streitkräfte geweckt. Derzeit liefert ARX UGVs an sechs europäische Streitkräfte, darunter Deutschland, die Ukraine und das Vereinigte Königreich. Auch die Streitkräfte Österreichs, der Schweiz und Ungarns führen Tests durch. Dies spiegelt die wachsende Erkenntnis wider, dass autonome Bodensysteme eine wichtige Fähigkeitslücke in der europäischen Verteidigung darstellen.
Strategische Expansion: Aufbau einer europäischen Verteidigungsinfrastruktur
Die Ziele von ARX gehen weit über die aktuellen Einsätze hinaus. Das Unternehmen verfolgt eine breit gefächerte Expansionsstrategie, um sich als Rückgrat der europäischen Verteidigungsautonomie zu etablieren.
In Großbritannien errichtet ARX seinen Hauptsitz in London und eine Produktionsstätte im Südwesten Englands. Das Unternehmen investiert 45 Millionen Pfund (52,2 Millionen Euro) und schafft in den nächsten 30 Monaten 90 hochqualifizierte Arbeitsplätze. Diese Anlage wird eine Produktionskapazität von bis zu 1.800 Fahrzeugen pro Jahr haben. Dies ist eine Verfünffachung gegenüber dem derzeitigen Niveau, was die wachsende Nachfrage in den NATO-Ländern widerspiegelt.
Noch wichtiger ist vielleicht, dass ARX im März 2025 eine strategische Partnerschaft mit Daimler Truck geschlossen hat, um Mithra OS in die Mercedes-Benz Special Trucks-Baureihe zu integrieren. Dazu gehören die Modelle Unimog und Zetros, die von europäischen Streitkräften häufig eingesetzt werden. Diese Zusammenarbeit wird ARX Core - die Hardwarekomponente des Mithra-Systems - in die Fahrzeuge integrieren, um die Integration von Sensoren, Kameras und Kommunikationssystemen zu ermöglichen.
"Die Partnerschaft mit Daimler stellt einen grundlegenden Wandel in der Herangehensweise an die militärische Modernisierung dar", erklärte ein Spezialist für militärische Beschaffung, der mit mehreren europäischen Verteidigungsministerien zusammengearbeitet hat. "Anstatt der traditionellen, jahrzehntelangen Beschaffungszyklen für völlig neue Plattformen können bestehende Fahrzeuge in wenigen Monaten in vernetzte, autonome Systeme umgewandelt werden."
Der geopolitische Kontext: Europas Renaissance der Verteidigung
Das schnelle Wachstum von ARX fällt mit einer tiefgreifenden Verschiebung der europäischen Verteidigungsprioritäten zusammen. Diese sind durch die sich ändernden geopolitischen Realitäten bedingt. Der Aufstieg des Unternehmens spiegelt umfassendere Trends wider, die die Herangehensweise des Kontinents an militärische Technologie und strategische Autonomie verändern.
Im März 2025 billigten die EU-Staats- und Regierungschefs den Plan "ReArm Europe". Dies ist eine ehrgeizige Initiative, die darauf abzielt, über vier Jahre bis zu 800 Milliarden Euro zu mobilisieren, um die europäischen Verteidigungsfähigkeiten zu stärken. Gleichzeitig verpflichtete sich die britische Regierung, die Verteidigungsausgaben auf 2,5 % des BIP zu erhöhen. Dies signalisiert die europaweite Erkenntnis, dass militärische Bereitschaft erhebliche neue Investitionen erfordert.
Diese Entwicklungen finden vor dem Hintergrund eines globalen Marktes für militärische UGVs statt, der von 2,5 Milliarden US-Dollar im Jahr 2023 auf 7,8 Milliarden US-Dollar im Jahr 2032 wachsen soll. Dies entspricht einer jährlichen Wachstumsrate von 13,3 %. Das europäische Segment dieses Marktes wurde 2023 auf 535,8 Millionen Euro geschätzt und soll bis 2030 775,8 Millionen Euro erreichen.
Ein ehemaliger europäischer Verteidigungsbeamter, der jetzt als Berater für die Industrie tätig ist, merkte an, dass ARX die Art von innovativem, agilem Unternehmen darstellt, das europäische Verteidigungsplaner seit langem zu fördern versuchen. "Seit Jahrzehnten will Europa ein eigenes verteidigungsindustrielles Ökosystem entwickeln, das mit der amerikanischen Innovation mithalten kann und gleichzeitig die Kontrolle über kritische Technologien behält", bemerkte der Berater. "ARX ist ein Beispiel für diese neue Generation europäischer Verteidigungstechnologieunternehmen."
Das Wettbewerbsumfeld: David unter Goliaths
Trotz seines schnellen Wachstums steht ARX im zunehmend überfüllten Bereich der militärischen Autonomie vor großem Wettbewerb. Zu den etablierten Akteuren gehören Milrem Robotics aus Estland, das sein THeMIS UGV an neun Länder, darunter sieben NATO-Mitglieder, verkauft hat, und Industriegiganten wie Rheinmetall, dessen Mission Master A-UGV-Familie Aufklärung, Feuerunterstützung, Evakuierung und CBRN-Aufgaben unterstützt.
Zu den amerikanischen Wettbewerbern gehört Textron Systems mit seinem RIPSAW® M5-E mit hybridelektrischem Antrieb und Feld-KI-Integration, während QinetiQ/Milrem's Titan UGV modulare Nutzlastschächte mit einer Tragfähigkeit von 1.500 Pfund bietet. Die TIGR- und PROBOT-Plattformen von Roboteam dienen mehreren Armeen als Truppenschutz.
Was ARX in diesem Wettbewerbsumfeld auszeichnet, ist sein Software-first-Ansatz und seine Nachrüststrategie. Während Wettbewerber wie Milrem's THeMIS eine breitere Akzeptanz genießen, fehlt ihnen die unabhängige KI-Schicht von Mithra OS, die auf verschiedene Fahrzeugtypen angewendet werden kann. Auch Rheinmetall und Textron bieten robuste Plattformen an, erfordern aber die vollständige Systembeschaffung, anstatt kosteneffiziente Upgrades bestehender Flotten zu ermöglichen.
"Das Geniale an ARX's Ansatz ist die Erkenntnis, dass die Militärbudgets keine vollständige Erneuerung der Fahrzeugflotten zulassen, aber die schrittweise Modernisierung durch Software und Sensoren enorme operative Vorteile zu einem Bruchteil der Kosten bietet", erklärte ein Investor für Verteidigungstechnologie, der mit mehreren Unternehmen der Branche vertraut ist.
Blick nach vorn: Herausforderungen am Horizont
Während ARX sein neu gesichertes Kapital einsetzt, steht das Unternehmen vor mehreren entscheidenden Herausforderungen. Diese werden darüber entscheiden, ob es seine ehrgeizige Vision von der Transformation der europäischen Landstreitkräfte verwirklichen kann.
Die Ausweitung der Produktion von erfolgreichen Pilotprojekten auf die industrielle Fertigung erfordert einen raschen Ausbau der Anlagen, eine reibungslose Koordination der Zulieferer und eine strenge Qualitätssicherung nach anspruchsvollen Militärstandards. Das Unternehmen muss auch die Zuverlässigkeit von Mithra OS in umkämpften Umgebungen gewährleisten. Dies erfordert eine strenge Cybersicherheitszertifizierung, Echtzeit-Ausfallsicherungsmechanismen und Interoperabilität mit verschiedenen Führungs- und Kontrollarchitekturen.
Auf regulatorischer Ebene muss ARX komplexe nationale Beschaffungszyklen, Exportkontrollen und EU-Verteidigungsbeschaffungsregeln bewältigen, die die Auftragsvergabe und den Einsatz verlangsamen können. Marktkonsolidierungen oder mögliche Fusionen und Übernahmen - die möglicherweise einer nationalen Sicherheitsprüfung unterliegen - könnten ebenfalls das Wettbewerbsumfeld verändern.
"Die nächsten 18 Monate werden für ARX entscheidend sein", sagte ein Analyst für Militärtechnologie, der europäische Verteidigungs-Startups beobachtet. "Sie müssen diese Finanzierung nutzen, um sich als die definitive europäische Plattform für autonome Bodensysteme zu etablieren, bevor größere Wettbewerber ihre Strategien anpassen oder neue Marktteilnehmer auftauchen."
Eine europäische Lösung für die europäische Verteidigung
Da die Verteidigungshaushalte steigen und autonome Systeme zunehmend die militärischen Fähigkeiten bestimmen, steht ARX Robotics an der Spitze einer europäischen Renaissance der Verteidigung. Mit seiner einzigartigen Kombination aus militärischer Einsatzerfahrung, Softwareinnovation und strategischen Partnerschaften ist das Unternehmen ein Beispiel für Europas Streben nach strategischer Autonomie in kritischen Verteidigungstechnologien.
Die Serie-A-Finanzierung in Höhe von 31 Millionen Euro ist mehr als nur Kapital - sie signalisiert das Vertrauen in ARX's Vision der KI-gesteuerten militärischen Autonomie und die Anerkennung des transformativen Potenzials seiner Technologie. Für europäische Verteidigungsplaner, die mit sich ändernden Bedrohungen und anhaltenden Ressourcenengpässen zu kämpfen haben, bietet ARX einen Weg zur Modernisierung, der bestehende Ressourcen nutzt und gleichzeitig die operativen Fähigkeiten deutlich verbessert.
In einem Umfeld, das lange von Legacy-Systemen und etablierten Rüstungsunternehmen dominiert wurde, deutet der rasche Aufstieg von ARX auf ein neues Modell für militärische Innovationen hin. Dieses legt Wert auf Softwareintegration, autonome Fähigkeiten und operative Anpassungsfähigkeit gegenüber traditionellen plattformzentrierten Ansätzen. Während das Unternehmen seine Produktion ausweitet und seine Präsenz in Europa ausbaut, wird sich der wahre Erfolg daran messen lassen, ob es nicht nur einzelne Fahrzeuge, sondern die eigentliche Natur der Kriegsführung am Boden verändern kann.