Chagee sammelt 411 Millionen Dollar bei US-Börsengang, da chinesische Firmen im Zuge von Handelsspannungen Auslandskotierungen beschleunigen

Von
Amanda Zhang
7 Minuten Lesezeit

"Bevor das Fenster zufällt": Chinesische Firmen beeilen sich mit Börsengängen im Ausland, während Trumps Handelskrieg erneut droht

Die Stille vor dem Börsenstart an der Wall Street ist heute von Spannung geprägt – nicht nur wegen der Marktzitterigkeit, sondern auch wegen eines tiefen Gefühls für das geopolitische Timing. Im Mittelpunkt steht Chagee, eine boomende chinesische Teekette, die kurz vor ihrem Debüt an der Nasdaq steht. Dies wird weniger als routinemäßiger Börsengang, sondern eher als ein Last-Minute-Sprint gesehen, bevor sich die Tür zum globalen Kapitalzugang schließt.


Tee kochen im Sturm: Chagees 411-Millionen-Dollar-Nasdaq-Wagnis

Am 16. April soll Chagee mit Sitz in Shanghai unter dem Tickersymbol „CHA“ an der Nasdaq an die Börse gehen und bis zu 411 Millionen Dollar einnehmen. Der Börsengang, bei dem die Aktien zwischen 26 und 28 Dollar bewertet werden, würde das Unternehmen mit 3,3 Milliarden bis 5,1 Milliarden Dollar bewerten – einer der größten US-Börsengänge eines chinesischen Unternehmens in den letzten Jahren.

Aber es geht hier nicht nur um Zahlen. Es ist ein Lackmustest für eine grundlegende Frage, die die globalen Märkte beunruhigt: Können sich chinesische Firmen in einer Post-Globalisierungs-Welt noch auf die US-Kapitalmärkte verlassen?

"Es ist eine geopolitische Aussage", sagte ein in Asien ansässiger Investmentstratege, der institutionelle Kunden berät. "Sie fädeln es ein – bevor Washington die Regeln neu schreibt."

Chagee Boba (frasersproperty.com)
Chagee Boba (frasersproperty.com)


Ein neuer Kalter Krieg der Kapitalmärkte: Warum die Eile?

Der Börsengang von Chagee ist nur ein Mosaikstein in einem sich schnell formenden Bild. Allein im ersten Quartal 2025 wurden 21 chinesische Firmen in den USA notiert und nahmen 300 Millionen Dollar ein – womit das Tempo des Vorjahres bereits übertroffen wurde. Auffallend ist nicht nur das Volumen. Es ist die Dringlichkeit.

Mehrere Analysten sehen die Wiederwahl von Donald Trump als Hauptbeschleuniger. In den letzten Wochen hat die Trump-Regierung die Zollerhöhungen wiederbelebt, die Rhetorik der Entkopplung verstärkt und die Möglichkeit eines Delistings chinesischer Firmen von US-Börsen ins Spiel gebracht.

Ein Analyst merkte an: "Die Unternehmen sehen das Fenster zufallen. Sie beeilen sich, Kasse zu machen, bevor die finanzielle Globalisierung, wie wir sie kennen, zum Kollateralschaden wird."

Chagee, gegründet 2017 von Junjie Zhang in der chinesischen Provinz Yunnan, hat die Zeichen der Zeit klar erkannt. Während Konkurrenten wie die Mixue Group und die Guming Holdings die relative Sicherheit von Börsengängen in Hongkong gewählt haben, steuert Chagee direkt in die Front der Spannungen zwischen den USA und China.

Es ist ein mutiger Schritt – und ein riskanter.


Hinter den Kulissen: Warum USA, nicht Hongkong?

Obwohl sich 97 % der 6.440 globalen Filialen in China befinden, gibt sich Chagee nicht mit regionalem Ruhm zufrieden. Mit einem Umsatz von 1,71 Milliarden Dollar im Jahr 2024 (ein Anstieg von 167 %) und einem Nettogewinn von 344 Millionen Dollar hat das Unternehmen den Anspruch formuliert, Kunden in 100 Ländern zu bedienen und jährlich 15 Milliarden Portionen zu verkaufen.

Um diese Vision zu unterstützen, hat sich das Unternehmen für die hohe Liquidität und die Markenaufwertung entschieden, die mit einer US-Notierung einhergehen – zumindest solange dies noch möglich ist.

"Man geht nach Hongkong, wenn man Kapital will. Man geht nach New York, wenn man globale Anerkennung will", sagte eine mit der Entscheidung vertraute Person. "Aber diese Anerkennung könnte jetzt mit einem Timer versehen sein."

Analysten nennen auch eine subtilere Begründung: Hedgefonds und institutionelles Kapital in den USA schreiben schnell wachsenden Konsumgeschichten immer noch höhere Bewertungen zu, insbesondere solchen mit Durchbruchspotenzial im globalen Einzelhandel.


Freunde, bevor der Vorhang fällt: Cornerstone-Investoren steigen ein

Trotz des geopolitischen Lärms scheint das Interesse der Investoren groß zu sein. Cornerstone-Unterstützer, darunter CDH Investment Management, RWC Asset Management, Allianz Global Investors Asia Pacific und ORIX Asia Asset Management, haben ihre Absicht bekundet, fast die Hälfte des Angebots zu erwerben – bis zu 205 Millionen Dollar.

Der Börsengang wird von Citigroup, Morgan Stanley, Deutsche Bank und China International Capital Corporation geleitet – einer ungewöhnlichen Mischung aus westlichen und chinesischen Konsortialbanken, die eine Dual-Courtship-Strategie signalisiert: die amerikanischen Märkte beruhigen und gleichzeitig Pekings Segen erhalten.

In der Tat war die Genehmigung von Chagee durch die chinesischen Aufsichtsbehörden von entscheidender Bedeutung. Im Gegensatz zu dem abschreckenden Effekt früherer Razzien hat die China Securities Regulatory Commission im Jahr 2025 die Einreichung von Börsengängen in Übersee beschleunigt. Viele sehen dies als stillschweigende Erlaubnis, sich jetzt Kapital zu beschaffen – bevor US-Gesetzgeber die Bedingungen vollständig ändern.


Trumps Zölle und die regulatorische Eiszeit

Die neuen Zölle der Trump-Regierung, die auf ältere aufgesattelt werden, haben die Handelsunsicherheit neu entfacht. Obwohl die Kerngeschäfte von Chagee – Teeproduktion und Einzelhandel – weitgehend im Inland bleiben, räumte das Unternehmen in seiner Anmeldung ein, dass regulatorische Unsicherheit, Handelsbeschränkungen und sich entwickelnde ausländische Investitionsregeln Risiken für seine US-Ambitionen darstellen.

Auch wenn der grenzüberschreitende Handel nicht der Motor von Chagees Modell ist, lädt die US-Notierung zu einer Prüfung ein, die sich schnell entwickeln könnte. Ein Fondsmanager warnte: "Heute sind es nur Zölle. Morgen sind es Audits. Nächste Woche könnte es eine Exekutivverordnung zur Überprüfung aller chinesischen Notierungen geben."

Bereits jetzt haben US-Gesetzgeber erneut Vorschläge eingebracht, die ein Delisting ausländischer Firmen vorschreiben würden, die sich nicht an US-amerikanische Wirtschaftsprüfungsinspektionen halten – ein Echo früherer überparteilicher Vorstöße. Für Unternehmen wie Chagee ist dies nicht nur ein theoretisches Risiko – es ist ein existenzielles.


Wer beeilt sich noch zum Tor?

Chagee ist nicht allein. Es wird erwartet, dass Shein, der ultraschnelle Mode-Gigant, mit einer potenziellen Bewertung von 66 Milliarden Dollar in London debütiert. Obwohl es die FCA-Zulassung erhalten hat, wartet es noch auf Chinas Zustimmung.

Inzwischen planen der Batterie-Titan CATL und Chery Automobile Offshore-Notierungen, und eine Welle von Hightech-, KI- und Biotech-Unternehmen steht Schlange. Die Botschaft ist klar: Chinesische Unternehmen globalisieren sich, bevor die nächste Firewall gebaut wird.

FirmaSektorZielmarktStatus
ChageeTee/GetränkeUSANotierung heute, Einnahmen bis zu 411 Mio. $
SheinSchnelle ModeGBWartet auf endgültige Genehmigung, Bewertung bis zu 66 Mrd. $
CATLEV-BatterienOffshorePlant Notierung, strebt regulatorische Anpassung an
CheryAutomobilOffshoreBereitet sich auf Notierung 2025 vor

Hongkongs Wiederbelebung und die Grenzen des US-Appetits

Während einige chinesische Firmen immer noch dem Heiligenschein einer US-Notierung hinterherjagen, verlagern sich viele nach Hongkong, wo die jüngsten Börsengänge aufgrund lockererer Notierungsregeln und eines stabileren politischen Umfelds in die Höhe geschossen sind.

Diese Verlagerung spiegelt mehr als nur Besonnenheit wider. Sie spricht eine grundlegende Frage der Kapitalstrategie an. "Wenn New York seine Türen schließt, ist der nächste logische Ausweg Central", sagte ein Berater in Bezug auf Hongkongs Finanzviertel.

Dennoch behalten US-Notierungen eine besondere Anziehungskraft – insbesondere für Unternehmen mit globalen Markenambitionen. Vorerst hält diese Anziehungskraft an. Aber es könnte nicht von Dauer sein.


Ein kalkulierter Ausbruch aus den Engpässen auf dem Festland

Einer der am wenigsten publizierten Treiber der Börsengangswelle in Übersee ist die bürokratische Trägheit im Inland. Das Börsengangssystem auf dem chinesischen Festland ist nach wie vor langsam und wird streng geprüft. Für wachstumsstarke Unternehmen, die es eilig haben, ist es untragbar, jahrelang auf die Genehmigung im Inland zu warten.

"Die Frage ist nicht, ob man ins Ausland geht. Die Frage ist, ob man es jetzt tut oder riskiert, es nie zu tun", sagte ein Private-Equity-Berater, der in Asien tätig ist.

Dieses Risiko hat ein Gefühl der Unvermeidlichkeit erzeugt. In nur wenigen Monaten haben Dutzende chinesischer Unternehmen Anträge in Übersee gestellt – nicht nur für Kapital, sondern auch für Zeit.


Der letzte Seufzer der Globalisierung?

Vorerst brummen Chagees Teehäuser weiterhin in ganz China und Südostasien. Aber an der Wall Street wird der Börsengang als Barometer für etwas Größeres beobachtet: wie weit sich die Globalisierung dehnen kann, bevor sie reißt.

Während sich die Eröffnungsglocke nähert, bewerten Händler nicht nur Aktien – sie bewerten geopolitische Risiken. Und mit jedem chinesischen Unternehmen, das ins Ausland eilt, wird die Dringlichkeit immer schwerer zu ignorieren.

Bei der Notierung von Chagee geht es nicht nur darum, Geld zu beschaffen. Es geht darum, eine Flagge im fremden Boden zu hissen, solange dies noch erlaubt ist.


Was kommt als Nächstes?

  • Es wird erwartet, dass die Trump-Regierung im zweiten Quartal weitere Handelspolitiken vorstellt – die sich möglicherweise auf Sektoren außerhalb des verarbeitenden Gewerbes konzentrieren.
  • US-Gesetzgeber überprüfen die Prüfungsgesetze für ausländische Firmen, wobei ein überparteiliches Interesse an neuen Compliance-Schwellenwerten besteht.
  • Es wird erwartet, dass die CSRC in den kommenden Monaten Dutzende weitere Anträge beschleunigt und die Börsengangswelle in Übersee beschleunigt.

In diesem sich entfaltenden Schachbrett aus Politik und Kapital zählt jeder Zug. Für chinesische Firmen geht es nicht mehr nur darum, "ob" oder "wo" sie sich notieren lassen – es geht darum, wie schnell man dem Druck entkommen kann.


Zusammenfassung: Chagees Börsengang im Kontext

SchlüsseldetailWert
Größe des BörsengangsBis zu 411 Millionen Dollar
Bewertung3,3 Mrd. $–5,1 Mrd. $
Angebotene Aktien~14,7 Millionen ADS
BörsenplatzNasdaq (Ticker: CHA)
Umsatz12,41 Mrd. Yuan
Nettogewinn2,51 Mrd. Yuan
Globale Filialen6.440 (97 % in China)
ExpansionsschwerpunktSüdostasien, Global
HauptinvestorenCDH, RWC, Allianz GI, ORIX
GründerJunjie Zhang (89 % Stimmrecht)

Während Chagee die globale Bühne betritt, beobachtet die Welt nicht nur eine Teemarke – sondern einen Unternehmensgesandten, der sich in einer Ära bewegt, in der Kapitalströme nicht mehr neutral sind und die Globalisierung nicht mehr garantiert ist.

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